August Friedrich Landmesser war ein Arbeiter aus der Nähe von Hamburg, der sich 1935 mit Irma Eckler verlobte, einer Deutschen jüdischen Glaubens. Zwei Kinder wurden geboren, doch heiraten konnten die beiden nicht – die Rassengesetze des NS-Staats untersagten dies.
1937 wurde Landmesser nach der Geburt des zweiten Kindes wegen „Rassenschande“ festgenommen und vor Gericht gestellt. Er schaffte es sich herauszureden, blieb Eckler treu – und wurde dafür 1938 doch noch zu einer Zuchthausstrafe verurteilt, seine Verlobte von der Gestapo in „Schutzhaft“ genommen und 1942 ermordet.
Landmesser wurde eingezogen, fiel 1944 in Kroatien. Späte Berühmtheit erlangte er wegen eines Fotos aus der NS-Zeit, auf dem eine Menschenmasse den Hitlergruß zeigt – nur einer steht mit verschränkten Armen da, höchstwahrscheinlich Landmesser.
Zu Ehren dieses Mannes hat sich die aus Strzelce Opolskie in Polen stammende Band AUGUST LANDMESSER benannt und ein düsteres, noisig-sludgiges Debütalbum aufgenommen, das zudem Elemente aus Crust, Spacerock und Wave einbindet – Bands wie NEUROSIS oder A STORM OF LIGHT zu mögen ist Grundvoraussetzung, um dieses intensive wie atmosphärische Werk zu schätzen.
AUGUST LANDMESSER, die sich ausweislich sparsamer Information im Booklet klar gegen rechts positionieren, texten und singen auf Polnisch, liefern aber englische Übersetzungen mit. Und zum Schluss wird dann noch geravet: Der Album-Opener wird in einem von einem elektronischen Beat unterlegten Mix als Bonus nachgereicht – überraschend, aber reizvoll.
Spannende Band, die mehr internationale Aufmerksamkeit verdient hätte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #141 Dezember/Januar 2018 und Joachim Hiller