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AUGEN OHNE GESICHT

Dass der französische Regisseur Georges Franju einen eigenwilligen Zugang zum Genrekino hatte, zeigte gut sein 1961 entstandener, kürzlich bei Pidax veröffentlichter Film „Mitternachtsmörder“, der basierend auf einer Idee der Autoren Pierre Louis Boileau und Thomas Narcejac (die die Romanvorlagen für „Vertigo“ und „Die Teuflischen“ schufen) eine etwas unentschlossene Mischung aus Gesellschaftssatire und Kriminalgeschichte darstellt. Deutlich gelungener war ein Jahr zuvor seine Zusammenarbeit mit Boileau und Narcejac bei „Les Yeux sans visage“ (die hier einen Roman von Jean Redon adaptierten), der hierzulande nur gekürzt unter dem Titel „Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff“ im Kino lief. Bei der aktuell erschienenen DVD von Donau Film handelt es sich um eine hinsichtlich der Extras abgespeckte und preisgünstigere Version der Wicked Visions-Edition in ähnlich guter Qualität, die den Film komplett ungeschnitten und versehen mit der eher schlecht restaurierten Original Kinosynchronisation und der späteren TV-Synchro enthält. „Augen ohne Gesicht“ ist sicherlich einer der besten und schönsten Filme von Franju, auch dank der tollen Musik von Maurice Jarre und Kameramann Eugen Schüfftan, der schon maßgeblich an Fritz Langs „Metropolis“ beteiligt war. Der ungemein atmosphärische und poetische Horrorfilm mit seiner märchenhaften Atmosphäre und der schockierend expliziten Operationsszene fand in Folge viele Nachahmer. Im Grunde ist „Augen ohne Gesicht“ nur eine weitere Variation von Mary Shelleys „Frankenstein“ und anderen „Mad scientist“-Geschichten, bei der das eigentliche Monster der Pariser Chirurg Dr. Génessier ist und nicht seine bei einem durch ihn verschuldeten Autounfall fürchterlich entstellte Tochter, deren Gesicht er mit der Spenderhaut von ihm entführten Studentinnen wiederherzustellen versucht.