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AUDITION

Takeshi Miikes Film „Audition“ muss ich das erste Mal um 2000 herum auf einem Filmfestival in Kopenhagen gesehen haben. Die Reaktionen des Publikums reichten von Gelächter (Übersprungshandlung?) bis Entsetzen bei dieser Adaption eines hierzulande unter dem Titel „Das Casting“ veröffentlichten Romans von Ryu Murakami aus dem Jahr 1997, dessen abseitigen Geschichten schon häufiger verfilmt wurden. Zuvor hatte der japanische Regisseur bereits 1997 auf dem Fantasy FilmFest mit „Fudoh: The New Generation“ bei mir Eindruck hinterlassen, allerdings war der ungemein produktive Miike damals noch im Direct-to-Video-Bereich als Auftragsregisseur tätig und sieht sich eigentlich bis heute nicht als Autorenfilmer, auch wenn seine Arbeiten über die Jahre ambitionierter wurden. Leider sind die Filme dieses Enfant terrible des japanischen Kinos inzwischen immer uninteressanter geworden. Durch „Audition“ wurde Miike damals zum ernstzunehmenden Filmemacher und häufigem Gast bei zahlreichen Filmfestivals. In Deutschland lief „Audition“ 2001 im Kino, seitdem wurde er auch auf Video, DVD und Blu-ray ausgewertet, erstaunlicherweise immer ungeschnitten. Aktuell gab es ein Neuauflage im Mediabook (mit gleich zwei, leider nur bedingt überzeugenden deutschen Synchronfassungen), basierend auf einem neuen, nicht wirklich spektakulären Master. Das Interview mit Miike ist bereits von anderen Editionen bekannt, neu hinzu kamen ein Audiokommentar von Miike-Biograf Tom Mes und ein Featurette mit Japankino-Experte Tony Ryans. Auch wenn ich „Audition“ inzwischen mehrmals gesehen habe, sein extrem verstörendes Ende also nur zu gut kenne, fasziniert mich immer noch, wie sich hier die ungewöhnliche, von Schuldgefühlen dominierte Brautschau eines Witwers in einen bizarren Albtraum verwandelt, bei dem Traum und Wirklichkeit nie genau auseinanderzuhalten sind.