CULTURE SHOCK

Attention Span

Ska-Punk? Ein Genre wie ein Minenfeld: unzählige untalentierte Stümperbands holpern da herum, können weder Ska noch Punk, versuchen krampfhaft gute Laune zu verbreiten, sorgen bei mir aber fast immer für Brechreiz.

Warum? Weil 99,9% dieser Bands nicht ansatzweise an OPERATION IVY und CULTURE SHOCK herankommen, die für mich die Blaupause für diesen Stilmix schufen. Das Problem: OPERATION IVY sind ewig schon Geschichte, fanden in RANCID nur partiell einen Nach folger.

Und CULTURE SHOCK? Die gibt es zum Glück seit 2012 wieder, als Folge der Veröffentlichung der Werkschau „Everything“ auf Bluurg Records, dem Label von Sänger Dick Lucas, in jenem Jahr. Enthalten sind darauf unter anderem die drei Alben „Go Wild“, „Onwards & Upwards“ und „All The Time!“, welche die SUBHUMANS (UK)-Nachfolgeband in den nur drei Jahren ihrer Existenz (1986-89) einspielte.

Lucas machte anschließend (und bis heute) mit CITIZEN FISH weiter, und auch wenn sich die Musiker teilweise änderten, er blieb seinem sehr britischen Mix aus Punk und Ska treu, ergänzt um sehr politische Texte, treu – genau wie seinem Gesangsstil und seiner Optik: ein dürres Männchen mit Nickelbrille, das auf der Bühne herumtobt wie ein Derwisch.

Und nun also ein neues CULTURE SHOCK-Album, eingespielt mit Jasper von CITIZEN FISH am Bass, Alex (auch von CF) an der Gitarre und Bill an den Drums. „Attention Span“ klingt zu 100% so, wie man sich so eine Platte erhofft hat, alle zehn Songs schließen direkt an „All The Time!“ an, sind dieser unverkennbare Mix aus Ska (und etwas Dub und Reggae) und Punk, die so einfach keine andere Band hinbekommt, der perfekte Mix aus Aggression einerseits und Tanzbarkeit andererseits.

Sogar ich, und das will was heißen, kann da die Füße nicht stillhalten. Dicks Texte sind so wütend und politisch wie eh und je, und natürlich wie eh und je in seiner markanten Handschrift im Booklet abgedruckt.