ATOMIC BLONDE

Comic- und Buchadaptionen, Sequels, Prequels, Spin-offs ... die amerikanische Filmindustrie betreibt eine beeindruckende Form von Recycling, die andere Wirtschaftszweige eigentlich neidisch machen müsste.

Was eigentlich der Müllvermeidung dienen sollte, produziert nur leider immer mehr filmischen Müll, vor allem im Blockbuster-Bereich. Auch „Atomic Blonde“ von David Leitch – ein ehemaliger Stuntman, der sein Regiedebüt 2014 mit dem albernen „John Wick“ gab –, schmückt sich mit fremden Federn, nämlich Antony Johnstons Graphic Novel „The Coldest City“.

Bei dem von Cross Cult kürzlich auf deutsch veröffentlichten Comic handelt es sich um reichlich verschwurbelte und spannungsarme Agenten-Geschichte aus der Endphase des Kalten Krieges, die kurz vor dem Mauerfall 1989 in Berlin spielt.

Eine Art „Die Frau, die aus der Kälte kam“, ohne dabei aber die erzählerische Klasse eines John le Carré zu erreichen. Die Produktionsfirma von Charlize Theron (die dann auch die Hauptrolle der britischen Geheimagentin übernahm) hatte den Comic bereits vor Veröffentlichung in die Finger bekommen, und für Theron wurde daraus ein Herzensprojekt.

Wirklich viel übrig hatte sie für die eigentliche Geschichte des Comics aber anscheinend nicht, denn die ist nur noch in Grundzügen erkennbar. Was der gezeichneten Vorlage vor allem fehlte, war Action, und die gibt es jetzt fast schon im Übermaß in „Atomic Blonde“, neben jeder Menge Achtziger-Musik.

Die Geschichte ist dabei ähnlich überkonstruiert und unglaubwürdig wie im Comic, dafür gibt es hier extrem stylische und düstere Bilder und knüppelharte Kampfszenen, die Theron wie schon in „Mad Max: Fury Road“ mit Bravour und hoher Leidensfähigkeit absolviert.

Und James McAvoy brilliert hier in einer weiteren Psychopathenrolle. Ich jedenfalls empfehle Badass-Charlize als nächsten James Bond.