Ich komme ja nicht darüber hinweg, dass sich meine Freundin Lotte die "Aqui Estamos", die neueste Veröffentlichung der Band aus Como, von ihrer Mutter für den Frühhort einpacken lässt. Im Grunde verständlich, denn jene CD ist ein wahrer Meilenstein.
Der Weg dorthin wird durch die vorliegende Kompilation aller bisherigen EPs seit 1996 mit insgesamt 26 Liedern anschaulich beschrieben. Die älteren Sachen klingen dabei eher krachig, sind aber präzise gespielte Hämmer zwischen Punk und Hardcore.
Bei der vorletzten EP drängen sich dann Assoziationen zu LOS FASTIDIOS oder KLASSE KRIMINALE auf: Streetpunk mit hochpolitischen Texten und Skapunk-Einschlag. Trotz des exklusiven Eingangsstückes "Jamal", einem lupenreinen Reggae, werden ATARASSIAGRÖP der Etikettierung "revolutionäre Tanzmusik für den modernen Arbeiter" in den acht Liedern der "Fantasmi"-EP inzwischen gerechter als dem Label "Skapunk".
Für den musikalischen Streif- und Raubzug durch die Karibik, Süd- und Mittelamerika sowie alle Genres bis hin zum französischen Chanson müsste man die Jungs beinahe Streber nennen. Sie wissen scheinbar genau, dass Frauen unversyphte Sendboten politischer Mädchenmusik mit Sendungsbewusstsein in der Regel lieben.
Einzigartige Balladen und Hymnen mit Cello zwischen Agit(ation und) Prop(aganda) - Opernarien wechseln sich ab mit schwermütigem Folkpunk in italienischer und spanischer Sprache. Wer die "Aqui Estamos" schon kennt, kann mit der noch abwechslungsreicheren, jedoch weniger homogenen "Sempre Insieme A Voi", die auch Schlaglichter in Deutsch, Englisch und Französisch setzt, tiefer in die Welt der ATARASSIAGRÖP vordringen.
(72:05) (08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #54 März/April/Mai 2004 und Simon Brunner
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #63 Dezember 2005/Januar 2006 und Walmaul