Ein Hoch auf selbstgebaute Schubladen: „Doomgaze“ halten die Berliner ASTRAL TIDE für eine passende Beschreibung ihrer Musik, und ganz daneben liegen sie damit nicht. Beschwörende, dichte Shoegaze-Gitarrennebel durchziehen die sechs Songs der auf 250 Exemplare limitierten 45-rpm-12“, und das auf einem bisweilen recht massiven Fundament, das aber nie die bleierne Schwere und Langsamkeit von „richtigem“ Doom erreicht.
Stattdessen faucht es hier auch mal spacerockig-hallig, frickelt es krautig-proggig. Vor allem durchzieht so ein kalter Achtziger-Goth-Hauch die sechs Nummern. Mir gefallen diese Momente des Albums am besten, aber auch insgesamt ist „How Far, Are You Out There?“ ein außergewöhnlich facettenreiches Werk, das sich – jenseits der Selbstrubrizierung – von irgendwelchen Genreklischees fernhält.
ASTRAL TIDE schaffen ganz eigene Klanglandschaften, mit einem Sänger, der hallig und aus der Ferne singt, recht wenig moduliert und oft auf einer Höhe. Der Düsterkeit und einlullenden Wuchtigkeit der Musik ist das zuträglich.
Eine außergewöhnliche Band, die man sich merken sollte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #128 Oktober/November 2016 und Joachim Hiller