Bereits 1999 hatte sich Simon Ford in seinem Buch „Wreckers of Civilisation: The Story of COUM Transmissions & Throbbing Gristle“ des Schaffens des Ende der Sechziger im britischen Hull gegründeten Künstlerkollektivs COUM angenommen, aus dem 1976 die Industrial-Pioniere THROBBING GRISTLE hervorgingen.
Allerdings war das Buch stark vom Input von Genesis P-Orridge geprägt, der sich bis heute als maßgeblichen Initiator von COUM und TG sieht. Zumindest behauptet das Cosey Fanni Tutti, 1951 als Christine Carol Newby geboren, in ihrer im letzten Jahr in England erschienenen Autobiografie „Art Sex Music“.
Über die letzten vierzig Jahre hat sich bei CFT offenbar einiges Unverarbeitetes angestaut, denn gerade die frühen Jahre mit TG und COUM waren für sie sehr entbehrungsreich und führten auch zu unüberbrückbaren Konflikten mit ihren Eltern, die den extremen Lebenswandel der Tochter, die als Stripperin und im Pornobereich arbeitete, nie akzeptieren konnten.
Noch mehr an CFT nagte allerdings ihre langjährige Beziehung zu GPO, die erst mit der Auflösung von TG 1981 ein Ende fand. Seitdem ist TG-Mitglied Chris Carter im Leben und in der Musik ihr Partner.
Nach der unglücklich verlaufenen Reunion in den Jahren 2004 bis 2010 und dem Tod von Peter Christopherson war es wohl an der Zeit, reinen Tisch zu machen. Insofern liefert CFT in „Art Sex Music“ eine ungeschönte Abrechnung mit GPO und betreibt auch eine glaubwürdige Demystifizierung des TG-Kults.
Über das reine Bashing des Ex-Lovers hinaus kann CFT aber auch die kulturelle Bedeutung von COUM und TG anschaulich und spannend vermitteln, die die Moralvorstellungen im damaligen England radikal attackierten, ebenso wie die Funktionsweisen der Musikindustrie.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #137 April/Mai 2018 und Thomas Kerpen