Nein, diese achtköpfige Band kommt nicht aus Finnland, sondern aus Australien. Und, nein, sie sind nicht die größte Gabe seit der Erfindung des Röhrenverstärkers, da kann man im Info noch so sehr auf die Klötze hauen und die MusikerInnen als nächste ARCADE FIRE anpreisen.
ARCHITECTURE IN HELSINKI sind nicht mehr und nicht weniger als eine von vielen Bands, die sich im Feld des verschrobenen und komplexen Indierocks umtun und dabei alles Erdenkliche probieren, um stilistische Grenzen zu erforschen und niederzureißen.
Man gibt sich betont künstlerisch-schrullig und experimentierfreudig und schafft es mit traumwandlerischer Sicherheit, großartige Kleinode unkommerziellen Mathe-Pops mit komplett überflüssigen Nerv-Klimpereien kollidieren zu lassen.
Fast jeder einzelne Song balanciert auf der Klippe zwischen geilem Wahnsinn und schlimm verquastem Mumpitz und nicht selten stürzt die Band böse in Richtung Hippie-Musical ab. Und doch, und doch ...
das Ganze hat Charme. Das Ganze ist aber auch furchtbar. Doch ein Album, das gleichzeitig grauenvoll verstrahlt und großartig und aufregend ist, voller Musik, die man gleichzeitig lieben und aufs Bitterste verabscheuen kann, das ist mir doch immer noch tausendmal lieber als irgendein lauwarmer Aufguss.
Allein für dieses ästhetische Konfliktpotenzial gälte es eigentlich, die Höchstnote zu zücken. Nüchtern betrachtet bleibt ein teilweise hochinteressantes Album, dem allerdings etwas mehr Stringenz sehr gut getan hätte.
Tolles Cover übrigens. (41:44) (07/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #63 Dezember 2005/Januar 2006 und Ulf Imwiehe
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #74 Oktober/November 2007 und Jürgen Schattner