Interessant: Als Musikrichtung findet sich bei iTunes zu diesem Album der (von der Band selbst erstellte?) Eintrag "Data". Nun, so vermeidet man den etwas abgenudelten Terminus "Dancepunk". APPAREIL kommen trotz ihres französischen Namens aus Schweden und machen klar, dass QUIT YOUR DAYJOB womöglich nur die Vorboten einer ganzen Reihe von tanzbaren Wave-Bands waren, dass auch dieser Trend seine Epigonen in Skandinavien findet.
"Judas Kiss" erinnert dabei mit seinen saftigen Beats und der Melodieführung immer wieder an die frühen DEPECHE MODE ("New life"), aber auch LIAISONS DANGEREUSES und TUXEDOMOON sind stellenweise nicht weit, wie auch, und da wird es immer ganz eng, Eurotechno-Trash.
Und dass THE FAINT und Co. auch ganz klare Spuren hinterlassen haben, ja womöglich maßgebliche Inspiratoren waren, lässt sich nicht leugnen. Dabei sind APPAREIL konsequenter elektronisch als die meisten Genrekollegen, die unterm Strich oft nur elektronisch aufgepeppten Indierock spielen.
Gitarren und Schlagzeug sucht man entprechend in der Besetzungsliste vergeblich, alle drei Musiker sitzen hinter Tasteninstrumenten beziehungsweise Laptops. Seltsam, dass zum einen die Texte überhaupt abgedruckt sind, zum anderen, dass sich gleich zwei Tracks ("Congo", "Zaire") mit der neokolonialen Politik beschäftigen, an der sich Schweden wohl durch Truppenpräsenz in Afrika beteiligt.
Ein bei aller Klischeebehaftetheit doch eigenwilliges und interessantes Album, das ich mal als Geheimtipp bezeichnen möchte. (48:09) (8)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und Joachim Hiller