Wenn man mal ganz blöd theoretisch an so eine Platte herangeht und als Prämisse vorausschickt, dass, äh, künstlerisches Schaffen auch immer eine Reaktion auf die Gesellschaft ist, in der man lebt, dann ist es eigentlich sonnenklar, dass Mr.
Beat-Man nur solch wilde Platten machen kann. Denn die Schweiz ist nunmal ein Land, das noch eine ganze Runde spiessiger und verknöcheter ist als die BRRRRD und somit auch viel viel mehr Antireaktionen im Körper des Künstlers hervorruft.
Was hierzulande also ein auch schon recht beängstigendes Rock´n´roll-Album geworden wäre, wächst sich unter den Bedingungen der Alpenrepublik zu einem wahren Monster aus, einer brachial-trashigen Platte, die nur eines im Sinn hat: DESTROY!!!! Vier Jahre, eine ganze Latte von Singles, Viva-Auftritte und unzählige gefeierte Konzerte nach dem Debüt-Album gibt´s jetzt also dreizehn neue Apartment-Wrestling-Kracher (Kracher kommt von Krach, deswegen!), die allesamt nur eines gemeinsam haben, nämlich den gnadenlosen LoFi-"Anspruch" - und den Rock´n´roll.
Ob im Studio aufgenommen (u.a. im Londoner Toe Rag-Studio mit Liam Watson - die Parallelen zu den HEADCOATS sind sowieso unüberhörbar), auf dem Klo oder über´s Radio - die Songs rocken dir sämtlich die Scheisse aus dem Darm, sind pure Energie, sind von Jesus und seinen Jüngern höchstpersönlich eingespielt worden, und wer damit nicht klar kommt, kommt in die Hölle, äh, nein, den Himmel, weil Rock´n´roll ist ja des Teufels und somit diese Scheibe auch 100% höllenkompatibel.
Klasse übrigens auch die Zitatschnipsel zwischen den Songs, und das Cover, mein Gott, das ist so brillant und aufwendig, dass ich bei den abendelangen Schnipselsessions im Wohnzimmer von Mr.
Beat-Man echt nicht hätte dabei sein wollen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #32 III 1998 und Joachim Hiller