Einer der wenigen Glücksmomente, die Antonio Altarribas Vater hatte, war scheinbar der, in dem er seinen Tod selbst bestimmte und sich umbrachte. Denn oftmals nahm ihm der Lauf der Geschichte die Entscheidungen aus der Hand.
Antonio Altarriba erzählt hier die wahre Geschichte seines Vaters Antonio Senior vor dem Hintergrund des bewegten letzten Jahrhunderts und der jüngeren spanischen Geschichte. Schon früh muss Antonio lernen, was Ungerechtigkeit bedeutet.
Er ist der Willkür seines Vaters ausgesetzt und flüchtet in der Stadt, doch auch da muss er feststellen, dass das Leben nicht einfach ist. Als der Bürgerkrieg ausbricht, desertiert der eingezogene Antonio und kämpft in den Reihen der republikanischen Truppen.
Nach der Niederlage flieht er nach Frankreich, wo er für kurze Zeit ein glückliches Leben zu haben scheint. Als er zurück nach Spanien kommt, überrennt ihn die Geschichte und er muss sich von seine alten Idealen und somit auch von einem Stück seiner Selbst verabschieden.
„Die Kunst zu fliegen“ erzählt durch ein Einzelschicksal die Geschichte einer ganzen Generation. Es ist eine Lektion über das Scheitern und das Kompromisse eingehen. Die Schwarzweißbilder sind realistisch und gut durchkomponiert.
Oftmals verstärken sie den Inhalt des erzählten Textes. Gewisse Kenntnisse über die spanische Geschichte im 20. Jahrhundert könnten bei der Lektüre durchaus hilfreich sein, sind aber nicht zwingend nötig.
„Die Kunst des Fliegens“ von Zeichner Kim und Schriftsteller Antonio Altarriba gewann zahlreiche spanische Comicpreise, und das sicherlich zu Recht, da er sich gelungen mit einem der verdrängten Themen der spanischen Gesellschaft auseinandersetzt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #107 April/Mai 2013 und Kat Haze