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ANTLER FAMILY

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ANTLER FAMILY aus Oakland, California sind Mia Dean (voc, gt), Tom Flynn (gt, voc), Tom Dean (key, bs) und Stark Raving Brad (dr). Ja ...? Aufgepasst? Genau! Boner! Tom Flynn! Menschen Ü50 mit solider US-Hardcore-Sozialisation werden jetzt hellhörig. Denn Boner Records, das war doch (nein, ist!) das Label, auf dem in den Achtzigern unzählige legendäre Platten erschienen sind von Bands wie MDC, MELVINS, STEEL POLE BATH TUB, DUH, FEARLESS IRANIANS FROM HELL, HELL’S KITCHEN, VERBAL ABUSE und 1988 auch die US-Pressung von „Something To Prove“ der SPERMBIRDS. Das Label und Macher Tom Flynn bewegten sich immer im Kontext von Maximum Rocknroll-Fanzine, Alternative Tentacles und Co., und er war von der Gründung 1980 bis 1985 Sänger und Gitarrist von FANG. Mit ANTLER FAMILY gründete er schon vor geraumer Zeit eine neue Band, nachdem er zwischenzeitlich unter anderem bei DUH, STARPIMP, TAPEWORM gespielt hatte. Die milchweiße LP von ANTLER FAMILY ist nun tatsächlich deren physisches Debüt, zu dem Flynn die markante Gitarre beisteuert, Tom Dean (CODE OF THE WEST) den Bass, Brad (HELLBILLIES, THE FREAK ACCIDENT) die Drums und Mia Dean (BLOOD MOON WEDDING) den prägenden Gesang. Mit klarer, dunkler Stimme gibt sie der knarzig-noisigen Instrumentalsektion eine gewisse steuernde Ruhe mit gothhafter Kühle – eine sehr angenehme Kombination. In der Selbstbeschreibung ist auch noch von „murder folk“ die Rede, ein interessanter, bildhafter Begriff, aber wenn ich mir vorstelle, bei einem Konzert käme mal ein gewisser Nick Cave für Gastvocals auf die Bühne, träfe das den Nagel auf den Kopf. ANTLER FAMILY haben Sinn für Dramatik und Dynamik, haben bei „King tide“ punktuell was von den unglaublichen frühen CHRISTIAN DEATH (Piano!) und bevorzugen generell lange Songs: vier der acht laufen über fünf Minuten. Ein bei aller Intensität entspanntes Musikerlebnis, sehr transparent produziert und völlig abseits modischer Klangfarben.