ANTI-EVERYTHING FOREVER

#8

Eine neue Ausgabe von einem der interessantesten Fanzines ever hatte ich nicht mehr wirklich auf dem Schirm. Und jetzt das. Die finale, die letzte Nummer vom AntiEverything. Für die, die es noch nie in der Hand hatten: das AE war immer ein Heft, das einen Tick anders war als your average Punk-Zine.

Zwar gab es immer auch Interviews, Kolumnen, und den ganzen Kladderadatsch, aber das war alles nur schmuckes Beiwerk für die fast endlose Fortsetzungsgeschichte „Glory White Trash“, die Herausgeber Krzysztof in jeder Ausgabe um diverse Kapitel weitergesponnen hat.

Angelehnt an gute, billige Pulp-Literatur gab es jede Menge, Sex, korrupte Bullen und Spitzel, randalierende Politextremisten, Gewalt und gute Laune. Mit der vorliegenden Ausgabe soll das Werk um den Polizeispitzel Jason, der in einem in Law & Order-Manier regierten Berlin dem Untergrundkämpfer Case auf den Fersen ist, also endgültig zu Ende gehen.

Den gesamten Plot jetzt hier wiederzugeben, würde absolut den Rahmen springen, denn die Story, die sich über sieben frühere AE-Ausgaben gezogen hat und jetzt in einem absolut professionell gestalteten Heft seinen Abschluss findet, lässt sich mit all seinen Gestalten nicht so einfach wiedergeben.

Was nicht heißt, dass die Geschichte schwer zu lesen ist. No way, man bleibt dran und Krzysztof weiß, wie man den Trash-interessierten Leser bei der Stange hält. So ganz ohne den normalen Fanzine-Stoff geht’s aber auch im AE nicht, aber glücklicherweise sumpft man interviewtechnisch nicht im drögen Band-Musik-Mief rum, sondern lässt unter anderem den Erfinder Jörg Knyrim und die Filmemacherin Francesca Araiza Andrade zu Wort kommen, die die sehr interessante Doku „Noise & Resistance“ gedreht hat, die in diesem Jahr auch in den Kinos lief.

Ein kurzes Porträt von Aleister Crowley, eine Handvoll Rezis und ein paar Kolumnen runden, wie man so schön phrasenmäßig sagt, das ganze Heft ab. Was bleibt, ist eine Perle im Fanziner-Universum und es wäre schick, wenn Krzysztof in irgendeiner Weise weitermachen würde.