HOSTAGES OF AYATOLLAH

AntHOAlogy 1982-89

Ich glaube, nur wenigen Fans der TERRORGRUPPE war Zeit deren Bestehens bewusst, dass die Berliner Formation mit Archi und Jacho zwei altgediente Szene-Veteranen an Bord hatte, deren Ex-Bands essentiell zur Entwicklung von Punk und Hardcore in Deutschland beigetragen haben.

Im Falle von Archi war das INFERNO - eine ultimative Best Of-Platte erschien 2008 - und im Falle Jacho H.O.A./HOSTAGES OF AYATOLLAH. Die - siehe Titel - existierten von 1982 bis 1989, kamen aus Velbert (im Niemandsland zwischen Essen, Wuppertal und Düsseldorf) und haben sich mit der 1984 von der Band selbst veröffentlichten 7"-EP „Hallo Nachbar" bzw.

dem hymnischen Titelsong einen Platz weit oben auf der Liste der besten deutschen Punksongs aller Zeiten gesichert. Mehr vom frühen US-Hardcore- und Punkrock als vom klassischen Deutschpunk beeinflusst, aber mit meist deutschen Texten, wurden die auch dem Rollbrettfahren verbundenen Jungspunde aus dem Niederbergischen erst regional bekannt in einer Szene, in der sich Bands wie BLUTTAT, WUT oder SOS tummelten, und brachten es dann durch die damals noch per Briefpost bewerkstelligte Vernetzung auch bundesweit zu einiger Präsenz.

1986 erschien eine Split-LP mit MANSON YOUTH, 1988 dann das Album mit dem vielsagendenden Titel „Simply Too Much Nothing", doch danach war die Luft raus, die jugendliche Begeisterung verpufft - und die Band 1989 am Ende.

Geblieben sind viele Erinnerungen, im dicken Booklet detailliert niedergeschrieben (die Texte sind auch dabei!) und mit vielen Fotos angereichert, sowie 32 Lieder, die für diese Zusammenstellung teils aufwendig von altem Bandmaterial rekonstruiert werden mussten.

Im Ergebnis ist so fast alles, was H.O.A. jemals aufgenommen haben, wieder zugänglich, und das in wirklich erstaunlich guter Klangqualität. Ein Muss für alle alten Hasen, die zu faul sind, das Vinyl aus dem Keller zu holen, wie auch für die Spätgeborenen, die zu ahnen beginnen, dass mitreißende Bands auch damals nicht nur aus den USA kamen.

Auf der DVD finden sich Ausschnitte aus einem Konzert im Mülheimer „Kassenberg" im März 1983, den von einem gewissen Wolfgang Wendland gedrehten Clip zu „Hallo Nachbar", einen Ausschnitt aus dem nie veröffentlichten Bauernpunk-Spielfilms „Dietlöppel" des Düsseldorfer Szenedokumentaristen ar/gee gleim sowie „Jerk Ocker" vom Tribal Area-Videozine Nr.

3 von 1988.