Seit 1980 sind die schon recht alten Herren von MÜLLSTATION aktiv: schon in der DDR, wo es einem extrem mutigen Bekenntnis gleichkam, überhaupt Punkrocker zu sein und dann auch noch in einer Punkband zu spielen.
Kein Wunder, dass die Band vor allem im Osten Deutschlands ihre Fans hat und dort geradezu Kultstatus genießt. Mit "Anschlag" liegt die neue Platte der Band vor, in sehr guter Soundqualität und in erstaunlicher Vielseitigkeit: "Die Stadt der roten Ampeln" klingt beispielsweise wie der rotzige Sound, den Bands wie MALE in den späten 70er Jahren nach Deutschland gebracht haben.
In anderen Stücken poltert die Band mit ihrer Orgelunterstützung einen sehr originellen Sound zusammen, der mir ausgesprochen gut gefällt. Klassischen Deutschpunk, wie er in den letzten fünfzehn Jahren sehr oft aus der ehemaligen DDR kam, kann ich kaum vernehmen.
Textlich schwanken die Stücke zwischen bemüht lustig ("Prolllied") und trotzig-klarer Gesellschaftskritik ("Bequem"), unterm Strich aber eine überzeugende Mischung, die sprachlich und inhaltlich gefällt.
"Kriegsführer" bringt zwar platten Antiamerikanismus auf die CD, aber das muss eine deutschsprachige Punkband in diesen Tagen anscheinend liefern, wenn sie überzeugen will. Punk ist nicht das Medium für längere Diskurstexte - etwas, das BUT ALIVE irgendwann nicht mehr verstanden haben - und braucht eher den rotzigen Slogan: Das können MÜLLSTATION, und das zeigen sie auf dieser neuen Platte sehr gut.
Absolut empfehlenswert, und zwar nicht nur für den beinharten Deutschpunk-Fan! (9)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und Klaus N. Frick
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #24 III 1996 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #36 III 1999 und Torsten Felter