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CHRIS LIEBING

Another Day

Wie wenig man sich doch im Bereich Electronica auskennt, zeigt sich mal wieder, wenn man sich die Vita des Hessen Christopher Liebing ansieht, der als DJ schon seit Anfang der Neunziger Jahre aktiv ist und auch schon seit dieser Zeit Platten veröffentlicht, unter anderem auf seinem eigenen 1996 gegründeten Technolabel Fine Audio Recordings. 2003 stach Chris Liebing dann beim German Dance Award in der Kategorie „Bester DJ national“ Techno-Größen wie Paul van Dyk, Sven Väth und Westbam aus. Wer bei seinem aktuellen Album „Another Day“, auf dem Liebing mit unterschiedlichen Künstler:innen zusammenarbeitete, jetzt stumpfes Techno-Geballer erwartet, wird angenehm überrascht. Natürlich merkt man deutlich Liebings Background als Techno-DJ, genauso bietet „Another Day“ aber klassischen Synthpop mit Trance-, EBM- und Ambient-Charakteristik und echtem Songwriting, der auf einer oft monotonen und repetitiven Rhythmik fußt, was durch die Gastsänger: innen immer wieder elegant aufgebrochen wird. Auch wenn Liebing hier sicherlich vor allem auf digitale Klangerzeuger zurückgreift, besitzt „Another Day“, an dem Mute-Boss Daniel Miller maßgeblich beteiligt war, dennoch ein eher „warmes“ analoges Feeling. Auf den kommerzialisierten, ausgehöhlten und seelenlosen Massen-Techno kann ich in der Regel gut verzichten, Liebing hat musikalisch aber definitiv mehr zu bieten als plumpe Hintergrundbeschallung für anspruchslose zappelwillige Party People.