ANGESCHISSEN / DAS MOOR

Split

Wie geht das? Wieso lege ich nach einer halben Ewigkeit mal wieder diese Platte auf (nicht das Original aus meiner Sammlung, sondern den 2017er Rerelease) und habe das Gefühl, als sei das letzte Mal, dass ich diese Lieder gehört habe, nicht Jahre her, sondern ...

gestern? Manche Musik hat sich offensichtlich so eingebrannt, dass sie einem wahrscheinlich noch eines fernen Tages, wenn man debil und sabbernd in der Altenverwahranstalt sitzt, ein Lächeln entlocken würde.

„Mord an mir“ etwa, oder „ Angst macht keinen Lärm“, mittlerweile zum Namen eines Festivals gemorpht, auf dem Bands spielen, die allesamt als „Rachut-Verehrer“ durchgehen. ANGESCHISSEN, das sollte bekannt sein, waren die Vorgängerband von BLUMEN AM ARSCH DER HÖLLE, DACKELBLUT, etc., wobei sich die Kontinuität allerdings auf Sänger Jens „Jensen“ Rachut beschränkt.

Seine Mitmusiker waren hier Christian Mevs (SLIME), Stephan Mahler (SLIME, ARM, TORPEDO MOSKAU) sowie Daniel Seemann und Atli Grund. Aktiv war die Band in den Jahren ’84 bis ’88, es entstanden eine LP, eine Single und diese Split-LP aus dem Jahre 1991 mit den exzellenten DAS MOOR, ebenfalls mit Jensen am Mikro, Markus Grapmeyer (unter anderem ARM) an der Gitarre, Thorsten K.

am Bass und Stephan Mahler am Schlagzeug. Auf der ANGESCHISSEN-Seite gab es sechs neue Songs, auf der B-Seite sieben von DAS MOOR, die 1988 so was wie eine Eintagsfliegenexistenz hatten. Das verbindende Element sind eben Rachuts Gesang und die eigenwilligen Texte, musikalisch sind natürlich Parallelen vorhanden, aber schon den Anmerkungen auf dem Textblatt kann man entnehmen, dass Bands wie ALL und die damals hochaktive Washington, D.C.-Szene prägenden Einfluss ausübten – die Wurzeln des (damals) „neuen“ Hamburger Punksounds sind eben vielfältig.

Muss man kennen, muss man hören, muss man lieben! Cool: das Artwork von Daniel Richter. Mit Download-Code.