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ANGEL FACE

s/t

Nach ihrer ersten Single „5.1“ auf Target Earth schiebt Slovenly nun nicht nur den 7“-Nachfolger „I Can’t Go Back“, sondern auch direkt das selbstbetitelte Debütalbum von ANGEL FACE nach, einer Band aus Tokio, die sich um den Budget-Rock-Messias Fink von TEENGENERATE, FIRESTARTER und RAYDIOS sowie Toyozo von den FADEAWAYS gruppiert hat und exakt die musikalische Marschrichtung beschreitet, wie sie das Flat Tire Punk-Fanzine akribisch archivierte, also japanischen Garage-Punk der frühen Neunziger bis späten Nuller Jahre. In Anbetracht der Ahnentafel wäre es wohl kein Frevel, hier von einer „Super Group“ zu reden, die in einer Traditionslinie zu RADIO SHANGHAI, FIRST ALERT oder PRIVATEWAYS sowie bereits genannten Referenzen dieser ganz eigenen, für die japanische Szene offenbar typischen Aneignung von Punk und Powerpop im Garage-Gerüst nachgeht: immer einen Tacken zu aufgedreht, sehr rauh und extrem eingängig. Unter den zehn Songs findet sich kein einziger Ausfall, nur Ausreißer nach oben: das hymnenhafte „Bad feeling“, ein Shaker wie „I can’t stop“, der voller Rückblenden in das Estrus-Kompendium zu sein scheint, oder ein explosiver Snot-Zweiminüter wie „Take it or leave it“, der auch aus der Feder von Paul Westerberg stammen könnte. Und während ANGEL FACE hiermit zwar bereits knapp vor Ende 2023 auf dem Radar erschienen, wäre es ein ziemliches Versäumnis, sie bei einer potenziellen Best-Of-Liste für 2024 zu vernachlässigen.