ANDY MORGAN

Greg & Hermann Huppen

Band 1 der Gesamtausgabe lässt Andy Morgans Werdegang vom recht stereotypen und wenig aufregenden Interpol-Agenten, einem weißhaarigen James Bond-Verschnitt, zum verwegenen Abenteurer anhand der einführenden frühen Kurzgeschichten und den enthaltenen Langabenteuern „Die Piraten von Lokanga“, „General Satan“, „Die Rebellen von Coronado“ und „Die Grenzen zur Hölle“ Revue passieren.

Szenarist und langjähriger Tintin-Chefredakteur Greg (aka Michel Régnier) und Zeichner Hermann Huppen geben der Serie mit den Sidekicks Ali und Barney Jordan nach und nach ein etwas facettenreicheres Gesicht.

Noch immer ein Rätsel sind mir die willkürlichen Namensänderungen in der Übersetzung. Nur der rauhbeinige Seebär Barney Jordan durfte seinen ursprünglichen Namen behalten, warum hat man es nicht auch bei Bernard Prince (Andy Morgan) und Djinn (Ali) belassen können? Mehr Pfiff hat die Sache dadurch jedenfalls nicht bekommen.

Aber egal, Hermann Huppen, der der Serie mit seinen realistisch-detaillierten Zeichnungen exotischer Schauplätze eine große Portion ihres Charmes verleiht, blickt heute nur noch ungern auf seine Anfangszeit als Comiczeichner (zuvor arbeitete er als Innenarchitekt) bei „Andy Morgan“ (1966 bis 1978) zurück.

Warum? Darüber kann auch der redaktionelle Teil mit Hintergrundinformationen, Fotos und großformatigen Originalcovern und -illustrationen keine erschöpfende Auskunft geben. Schade eigentlich.

Denn „Andy Morgan“ bietet in jedem Fall kurzweilige Unterhaltung, teilweise eindrucksvoll detailreiche Panels und kann gelegentlich sogar mit einer überraschenden Wendung aufwarten. Einen Blick in den Klassiker sollte das auch Zuspätgeborenen wert sein.