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ANDREAS DORAU

Im Gebüsch

Im Januar 2024 ist Andreas Dorau sechzig geworden. Wenn man sich sein neues Album anhört, speziell den Song „Das ist nur Musik“, der auch auf der aktuellen Ox-CD zu hören ist, scheint sich Alter nur bedingt in Form von Zahlen zu manifestieren, sowohl geistig als auch körperlich. Und so zieht sich diese Pennäler-mäßige Leugnung von Alter und der angeblich damit einhergehenden Weisheit durch alle Platten von Dorau, der 1981 auf Ata Tak und Zickzack gerade 17-jährig seine ersten Singles veröffentlichte und dessen „Fred vom Jupiter“ zu einem der prototypischsten Hits der NDW wurde. Als Künstler ist Dorau aber dennoch gereift, der nach seinen ersten NDW-Synthpop-Gehversuchen ein Händchen für smarte Club-Sounds entwickelt hat und dessen Texte doppelbödiger sind, als man im ersten Moment meinen möchte. Dorau selbst verleiht seinen Songs eine fröhliche Traurigkeit, was es ganz gut trifft – Nachdenkliches trifft hier auf Dada-Anarchie, was auch in seinen Videos seinen Widerhall fand. Seinem letzten, vor fünf Jahren entstandenem Album „Das Wesentliche“ tat auch sehr gut, dass er sich dabei von Carsten Friedrichs und Tapete-Boss Gunther Buskies (beide auch bei DIE LIGA DER GEWÖHNLICHEN GENTLEMEN) unterstützen ließ, wodurch Elektro und Clubbsounds von Northern-Soul-Grooves etwas verdrängt wurden. Bei „Im Gebüsch“ sind diese Sounds wieder deutlicher angesagt beziehungsweise modernisierter Synthpop mit Techno-Anklängen, wie bei meinem persönlichen Hit der Platte „Was nimmst du mit“. Realistisch betrachtet ist dieses Album natürlich maximal von allem entfernt, was durch Punk sozialisierte Menschen bereit wären zu akzeptieren, aber genauso muss man anerkennen, dass Dorau jetzt schon seit über vierzig Jahren extrem anspruchsvolle deutsche Popmusik produziert, von der es eh viel zu wenig gibt.