ANDRE WILLIAMS

Life

Bereits das dritte Album, das die alte R&B-Legende Andre Williams in diesem Jahr veröffentlicht, mit dabei Jim Diamond am Bass. Nach einem weiteren Country-Album mit den SADIES, kommt der Black Godfather auf „Life“ stilistisch äußerst unberechenbar und experimentierfreudig daher.

Williams besinnt sich hier zum Teil auf einen sleazigen, sich monoton dahinschleppenden Bluesrock mit möglichst verzerrten Gitarrensounds, der die perfekte musikalische Untermalung für das nächtliche Treiben in den zwielichtigeren Ecken typischer Großstädte zu sein scheint.

Genauso gibt es klassischen Rock’n’roll, Funk, Reggae und zum Schluss mit „Ty the fly“ eine ganz weirde Nummer, die nach Captain Beefheart oder Zappa klingt sowie einen ironischen politischen Kommentar namens „Blame it on Obama“.

„Life“ ist weit davon entfernt, ein wirklich homogenes Album zu sein, geschweige denn ein Meisterwerk im Katalog von Williams’ bisherigem Schaffen, aber diese Zitrone hat noch viel Saft, um Lotti Huber zu zitieren.

Wer mit 76 dermaßen intensiv gelebten Jahren immer noch solche vom Zeitgeist oder kommerziellen Erwägungen komplett abgelöste Platten aufnimmt, besitzt zurecht Legendenstatus und ist noch weit von der Pensionierung entfernt.

Und mit dem von ihm mitverfassten „Shake a tail feather“ von 1963 gelingt ihm dann auch noch elegant ein Verweis auf bessere Zeiten, als er ein Star war und Detroit noch eine blühende Industriestadt.