TWOONACOUCH

And I Left

Der erste Song hat mich schon mal. Das Intro des zweiten Tracks, „Dreaming“, catcht sofort. Doch ab da wird es unbequem – in vielerlei Hinsicht. „And I Left“ ist ein ehrliches Album einer jungen Emo-Band. Es handelt vom Aufbegehren gegen die Bilderbuch-Gesellschaft in Luzern. Die tiefgreifenden Inhalte sind schwer verdaulich: Da geht es um die Flucht in übermäßigen Alkoholkonsum, Resignation, die Akzeptanz ungewollter (Ich-)Situationen, Ängste und Hilfeschreie in einer höchst privilegierten Lebenswelt. Die klagenden Vocals von Sänger Lars Imgrüth machen das bedrückende Thema auch nicht erträglicher. TWOONACOUCH klingen inmitten ihren einfach gestrickten Songgerüste trotzig – wohl trotziger als gewollt. Dennoch: Die rohen Aufnahmen wirken passend, dieser DIY-Look unterstreicht den sehr persönlichen Charakter des Albums. Auch der Mix aus Cleangesang und Screams steht TWOONACOUCH gut. Und zwischen Dissonanzen und Taktwechseln, bei denen der Hörer nicht immer sicher sein kann, ob diese gewollt oder versehentlich zusammengezimmert wurden, kommen ständig Melodien zum Vorschein, zu denen man unwillkürlich beginnt zu wippen und zu tanzen. Auch wenn „And I Left“ an einigen Stellen noch unausgereift klingen mag, TWOONACOUCH zeigen mit dieser Scheibe ihr klares Potenzial, als aufstrebende Emo-Band zu wachsen.