ANARCHIE UND EVOLUTION

Greg Graffin, Steve Olson

Gregory Walter Graffin, Jahrgang 1964, kennt man als Sänger von BAD RELIGION, und wenn man Interviews mit ihm gelesen hat, ist auch bekannt, dass er Zoologie studiert hat und heute im Hauptberuf als Evolutionsbiologe lehrt und forscht.

Beim Stichwort Evolution denkt man an Darwin und ist damit schon mittendrin im Haifischbecken des in den USA tobenden Kulturkampfes zwischen strenggläubigen Christen, die wie GASLIGHT ANTHEM-Sänger Brian Fallon dem Kreationismus huldigen, also glauben, dass sich die Erschaffung der Erde wie in der Bibel beschrieben darstellt, und Menschen, die sich lieber auf wissenschaftliche Erkenntnisse stützen.

Graffin bezeichnet sich als Naturalist, also als jemand, wie er schreibt, „für den keine übernatürlichen Instanzen existieren oder Mächte, die in der Natur wirken, weil es empirisch nicht zu beweisen ist, dass es etwas außerhalb oder jenseits der Natur gibt“.

Seine Reflektionen über „Glaube und Wissenschaft in einer Welt ohne Gott“, geschrieben in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftsjournalisten Steve Olson, folgen der Lebensgeschichte und den Erlebnissen Graffins in Musik und Wissenschaft, und so ist „Anarchie und Evolution“ ein gut lesbares, aber nicht populärwissenschaftliches Buch, das sowohl für Menschen interessant ist, die sich explizit für die Gedankenwelt des BAD RELIGION-Frontmanns interessieren, wie auch jene, die ein Interesse am in den USA tobenden Kulturkampf zwischen Aufklärung und religiösem Eifer haben.

Von den zahlreichen Fuzßnoten sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn trocken ist Graffins Buch trotz der komplexen philosophischen Thematik nicht. Sehr positiv an diesem Buch fällt die Übersetzung auf, für die Chris Wilpert verantwortlich war, den man auch als Ox-Autor kennt.