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AMON DÜÜL

Psychedelic Underground

Das Cover von „Yeti“, dem zweiten Album der Krautrock-Band AMON DÜÜL II von 1970, ziert nicht ohne Grund Julian Copes Buch „Krautrocksampler“, der sich damit an dieser speziellen Ära der deutschen Musikgeschichte abarbeitete. Hervorgegangen war die Band Ende der Sechziger aus einer Münchner Künstlerkommune und spaltete sich schon ein Jahr später in AMON DÜÜL und AMON DÜÜL II auf, was sicherlich zu einigen Verwechslungen geführt hat. Während AMON DÜÜL II um Chris Karrer und Renate Knaup mit „Phallus Dei“, „Yeti“ und „Tanz der Lemminge“ zwischen 1969 und 1971 einige wirklich essentielle und einflussreiche Krautrock-Platten aufnahmen und auch darüber hinaus aktiv blieben, waren die kurzlebigen AMON DÜÜL ein eher schwieriger Fall. Denn Karrer hatte musikalisch deutlich ernsthaftere Ambitionen, AMON DÜÜL dagegen verstanden sich vor allem als Nicht-Musiker, die improvisierte Musik ohne echte Songstruktur spielten, was man auch als bewusste Form von Anti-Musik bezeichnen könnte. Insofern sind die wenigen, mit ulkigen Titeln wie „Collapsing/Singvögel Rückwärts & Co.“ versehenen AMON DÜÜL-Platten nur völlig unerschrockenen Krautrock-Fans zu empfehlen. 1969 erschien das erste Album „Psychedelic Underground“, das jetzt als CD und LP neu aufgelegt wurde und mit großartigen Songtiteln wie „Mama Düül und ihre Sauerkrautband spielt auf“ aufwartet. „Psychedelic Underground“ gelingt dabei das Kunststück, einem tendenziell mit seinem chaotischen wie dilettantischen Improvisationssound (so als ob VELVET UNDERGROUND aus „European son“ ein ganzes Album gemacht hätten) eher auf die Nerven zu gehen, gleichermaßen aber tatsächlich einen Trance-artigen hypnotischen Sog zu erzeugen – man wünscht sich dabei die Drogen, die die Band damals konsumiert haben muss. Musikhistorisch absolut relevant und eine faszinierende Erfahrung, aber kein Album, das man zum Spaß auflegt.