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AMERICAN JESUS 1-3 – Der Auserwählte / Der neue Messias / Die Offenbarung

Mark Millar, Peter Gross

Bei Comicserien verhält es sich bei mir ähnlich wie bei Fernsehserien: Ich binge lieber eine komplette Staffel durch, als jede Woche auf eine neue Folge zu warten. Wenn es irgendwie geht, darf es gerne auch die komplett abgeschlossene Serie sein wie hier, für die Mark Millar und Peter Gross nicht weniger als zwei Jahrzehnte benötigt haben. Inzwischen ist „American Jesus“ eine Netflix-Serie, da wird man schon hellhörig, selbst wenn einem die Zeichnungen von Peter Gross erst einmal keine Krone aus dem Backenzahn hauen. Bei Millar ist es immer die Story, die einen packt, so auch hier, aber bei den ersten beiden Bänden hätte ich mir trotzdem ein anderes Teamwork gewünscht. Im dritten Band ist Gross zeichnerisch dann so weit, dass es passt. Millar versetzt die altbekannte Story „Einliegerwohnung vs. Penthouse“ in die Neuzeit, bringt irgendwie Waco, Texas, 9/11 und andere Fixpunkte unter, macht den Sohn des Höllenfürsten zum US-Präsidenten und beleuchtet die mögliche Geschichte einmal mehr aus einem anderen Blickwinkel, denn heute würde es mit den sozialen Medien definitiv anders laufen, wenn die beiden Sprösslinge von ganz oben und ganz unten auf der Welt wandeln würden. Millar bringt auf gerade mal zwei Seiten politische Überlegungen und Analysen so exakt auf den Punkt, dass man sich fragt, ob man hier wirklich noch in einem Comic unterwegs ist. „Ach scheiß drauf, ihre [die russische] Wirtschaftsleistung entspricht der von Italien ... wecken Sie mich, wenn wir China erreichen.“ Zweifel und Twist ganz am Ende, eine großartige Story. Bei den Zeichnungen muss man sich drauf einlassen oder bis zum dritten Band durchhalten.