CLEARLAKE

Amber CD

Album Nr. 3 der Engländer, nach dem Debüt "Lido" von 2000 und "Cedars" von 2003, mit dem sie wohl speziell in den USA ziemlich abräumen konnten. Mir gefiel die Scheibe nicht schlecht, aber den großen Wurf konnte ich darin nicht erkennen und um so überraschter bin ich jetzt, wie schnell mich "Amber" erwischt hat, ja ein Song wie der Opener "No kind of life" geht mir nicht mehr aus dem Kopf.

Unglaublich, dieses Lied, ein Instant-Hit, und ich habe beinahe ein schlechtes Gewissen, fühle mich mit einfachsten Mitteln überrumpelt. Da ist dieser hohe, klagende Synthiesound, mit dem sie der getragenen Komposition einen beinahe schon sakralen Charakter verleihen, und man könnte meinen, danach würde es ähnlich weitergehen, INTERPOL und EDITORS auf der Spur.

Aber weit gefehlt, "Neon" beginnt mit einer bluesigen Mundharmonika, die Gitarre ist unglaublich kratzig und kontrastiert, wie auch beim folgenden "Good clean fun" mit dem sanften, an V.U, erinnernden Gesang, während der Drummer einen manischen Rhythmus trommelt.

Und dann ist da diese Assoziation, auf die ich die ganze Zeit gewartet habe: BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB. Ehrlich, "Whatever happened to my rock'n'roll". Kein billiger Rip-Off, aber was mich an diesem Song, an dieser Platte der Kalifornier begeistert hat, das haben auch CLEARLAKE.

Ähnlich abwechslungsreich geht es weiter, die Band ergänzt das Gesamtbild mit jedem Song um neue Aspekte, beherrscht auch ruhige Klänge ("You can't have me"), und irgendwie merkt man, warum das Label bis zum Erhalt des fertigen Albums wohl so seinen Spaß mit der Band hatte, die sich durch acht(!) Studios in England und Frankreich spielte, bis sie mit Helfern wie Steve Osborne (U2, HAPPY MONDAYS), Jim Abiss (KASABIAN) oder Phill Brown (TALK TALK, Bob Marley, LED ZEPPELIN, Jimi Hendrix ...) schließlich "Amber" im Kasten hatte, ein echtes Rock-Album von Welt.

Man merkt, dass hier Generalisten am Werk waren, keine nassforschen Jünglinge mit großer Klappe und ein, zwei guten Ideen, was einem seitens der UK-Musikpresse ja immer gerne als "next big thing" verkauft wird.

CLEARLAKE haben Substanz, sind immer wieder erstaunlich derb und rauh, etwa im bluesigen "Here to learn", während der Titelsong dann wieder plüschig-kuschelig ist und eine weitere Facette dieser ungewöhnlichen Band sichtbar wird.

Eine absolut großartige Platte mit fantastischer Produktion - wenn die kein Hit wird, verliere ich endgültig den Glauben an die Überlegenheit guter Musik ... (44:22) (09/10)