Nivens Schreibe ist wie Pop-Punk: Leicht zu konsumieren, schöne Melodien, macht Spaß ... und dann ertappt man sich beim Lesen seiner oft dialogreichen Romane, die man deshalb auch problemlos vor dem Einschlafen konsumieren kann (weil sie nicht so anstrengen), bei der Festellung, dass sie doch recht schlicht sind.
Im Sinne von: leichte Lektüre. Was nichts schlechtes ist, weil man ist ja gerne gut unterhalten. Was bedeutet, dass Niven, der 2008 mit dem Musikbusinessroman „Kill Your Friends“ seinen Durchburch hatte, wirklich ein guter Schreiber und Entertainer ist – aber nicht unbedingt ein Literat.
Pop-Punk eben, nicht Post-Rock. Und so ist auch „Alte Freunde“ wieder beste Unterhaltung: Alan hat reich geheiratet, ist Food-Journalist, hat es geschafft, kann sich das Leben mit Familie im durchgentrifizierten London leisten.
Im Gegensatz zu seinem Jugendfreund Craig, der einst fast Popstar war, aber in der Gosse landete, wo ihn Alan aufliest und samariterhaft in seinem Gästezimmer unterbringt. Sehr gut beschreibt Niven, wie nun alte Konflikte unterschwellig aufbrechen ...
und das Schicksal beider eine erstaunliche Wende nimmt. Niven ist ein sehr guter Beobachter, man kann davon ausgehen dass in den Beschreibungen von Yuppie-Familie einerseits und heruntergekommenem Indierocker andererseits viel im engeren und weiteren Umfeld Aufgeschnapptes verarbeitet wurde, und das macht „No Good Deed“ so reizvoll.
Mein Höhepunkt, weil in der Detaildarstellung fast auf dem Niveau eines Tom van Laak: die detailreiche Beschreibung einer folgenreichen Diarrhoe auf einer leider defekten Schlosstoilette ...
Selten habe ich so viel und lange beim Lesen gelacht. Ich sagte ja, ich liebe Pop-Punk.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #135 Dezember/Januar 2017 und Joachim Hiller