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ALS DER VORHANG FIEL – Punk im Wien der 90er

Claus Oistric

Wie die erste – ein Sammelband mit Storys aus dem Magazin Rokko’s Adventures – hat es auch die zweite Veröffentlichung des „Krachbuchverlags“ Glitzer & Grind in sich. Trotz schmalen Umfangs schafft der Autor, in dieser (nicht nur) Oral History eine dichtgewobene, aussagekräftige Wiener Subkulturgeschichte zu präsentieren. Oistric nutzt seine Verbindung mit der Szene, als Akteur in diversen Bands und Fanzine-Herausgeber, ebenso wie seine „objektiven“ Möglichkeiten als „Gstudierter“ mit einem Master in Zeitgeschichte und Medien, zugunsten der Geschichte so vieler, von denen nicht wenige zu Wort kommen, die er in großer Dichte erzählt. Es geht um dieAnfänge (erstes Kapitel: „Entenmord und Sexorgie. Was bisher geschah“) und ein wenig um die Gegenwart und Zukunft, wie im letzten Kapitel: „Willst du eine Szene? Mach dir eine Szene!“ Fehlen bei ähnlichen Büchern oft „die Frauen“, hat Oistric sie gesucht und gefunden. Wie er überhaupt immer gesellschaftlichen und politischen Kontext liefert. Dabei erinnert er nicht zuletzt an viele Bands, Fanzines oder mittlerweile wieder fast vergessene Orte wie Aegidigasse oder das „alte Flex“. Es gibt viele erhellende, berührende Passagen, etwa wenn Musikerin Gabi Garcia aus ihrem Leben im besetzten E(rnst)K(irchweger)H(aus) erzählt: „Man hat damals so richtig gemerkt, wie sehr uns die Menschen nicht haben wollen. In der Zeit, als ich im EKH gewohnt habe, habe ich einen jungen Hund bei mir aufgenommen. So ein richtiger, kleiner, süßer Hund halt. Als ich mit dem auf der Straße spazieren war, haben mich zum ersten Mal seit Jahren wieder Menschen angelächelt.“ Tolles Buch!