Fred Lincoln (Link) Wray Jr. gilt gemeinhin als Erfinder des Powerchords, er jagte das erste aktenkundige Metal-Riff durch die perforierte Membrane seines Premiers und auch als Protopunk und Psychobilly-Vorläufer macht er Punkte. Weniger bekannt ist dagegen sein großer Bruder Vernon, dessen Karriere als Sänger und Produzent eng mit der seines Bruders korreliert. Bear Family hat für diese Compilation stattliche 34 Songs zusammengestellt aus dem umfangreichen Fundus Vernon Wrays, dem Cameo Records zur Zeit seiner ersten Gehversuche als „Teenidol“ den Künstlernamen Ray Vernon verpasste. Vernon besann sich nach seiner Cameo-Phase dann stärker auf Studioarbeit, er baute sein eigenes Kellerstudio auf und produzierte dort die größten Hits seines Bruders. Aber auch andere Bands und Projekte begleitete Vernon, darunter die DIAL TONES, die MOON MEN (fantastische Fuzz-Nummer namens „Other side oft he moon“!), und nicht zuletzt einige der wohl wildesten Rock’n’Roll-Kracher mit dem furiosen Sänger Bunker Hill, dessen brachiales „The girl can’t dance“ Little Richard das Fürchten lehrt. Leadgitarre bei nahezu allen Songs stammt natürlich von Link! In epischer Breite schildert Bill Dahl die Hintergrundstory im Booklet, das mit coolen Bildern und akribisch aufbereiteter Diskografie zu überzeugen weiß. Ein „All killer, no filler“ Release, der genau wie Bear Familys „Link Wray Rocks“-Sampler unbestreitbar die Bestnote verdient.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #156 Juni/Juli 2021 und Gereon Helmer