„Das Licht wartet nicht am Ende des Tunnels, es ist immer und überall.“ Mit dieser rückblickend fast prophetischen Aussage verabschiedet sich Ali Eskandarian, iranischstämmiger Schauspieler, Musiker und Autor, vom großen Rummelplatz des Lebens.
Erst 35 Jahre ist er alt, als er und zwei seiner Mitbewohner im November 2013 in ihrer Wohnung in Brooklyn von einem iranischen Musikerkollegen erschossen werden. Ein kompromissloser Schlusspunkt für ein ebenso kompromissloses Leben, das im Iran begann und über die Zwischenstationen Frankreich, Belgien und Deutschland schließlich in die USA führte.
Zusammengefasst – bestimmt auch abgewandelt – in diesem tagebuchartig aufgebauten Roman. Der ist oft provokant, manchmal poetisch, nicht zuletzt auch verdammt sentimental. Auf der (zwischen)menschlichen Ebene eine Anhäufung von kleineren und größeren Katastrophen, zeigt „Die goldenen Jahre“, dass hinter einer harten Sex, Drugs & Rock’n’Roll-Fassade nichts weiter als ein sensibler Selbstzweifler stecken kann.
Mehrfach aus dem Leben gerissen und seitdem rastlos auf der Suche nach Anerkennung und einem tieferen Sinn, dazu mit einem fatalen Gespür für den Weg ins Verderben, was sich bei genauerem Hinsehen auch als lebenslange Flucht vor dem Trauma der bis zum achten Lebensjahr erlebten Schrecken des Krieges deuten lässt, die Eskandarian in Alpträumen und den zeitweise daraus resultierenden nächtlichen Schreikrämpfen immer wieder bewältigen muss.
„Immer fragte ich mich, so wie ich es auch heute noch tue, wann es vorbei sein würde.“ Es ist vorbei. Wer nachvollziehen will, wie man sich als emanzipierter Mensch aus dem Nahen Osten der Gegenwart auf, während und nach einer Flucht fühlt, sollte dieses Buch lesen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #124 Februar/März 2016 und Anke Kalau