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ALACK SINNER

Carlos Sampayo, José Muñoz

Was für ein Schinken! Einen der schwersten Comic-Sammelbände aller Zeiten bringt der Avant-Verlag mit den gesammelten „Alack Sinner“-Abenteuern aus der Feder von Carlos Sampayo (Szenario) und José Muñoz (Zeichnung) heraus. 704 Seiten mit einem Gesamtgewicht von fast 2,5 Kilo mit 18 in sich abgeschlossenen Geschichten – davon nahezu die Hälfte in deutscher Erstveröffentlichung – aus vier Jahrzehnten umfasst diese üppige Gesamtausgabe. Entsprechend langes Lesevergnügen eröffnet es dem geneigten Noir/Hardboiled-Krimi-Liebhaber. „Alack Sinner“ geht dabei weit über gängige Krimi-Klischees hinaus und betrachtet die US-Gesellschaft inklusive ihrer diversen Schichten und ethnischen Untergruppen durch die Brille zweier im europäischen Exil lebender Argentinier. Dabei kombinieren sie den Charakter des in gewisser Weise nur so vor Naivität strotzenden draufgängerischen Sonderlings Alack Sinner, Ex-Polizist und Privatdetektiv (zeitweise aber auch einfach nur abgewrackter, saufender Nichtsnutz) für den Steve McQueen und Charles Bronson sowohl optisch als auch verhaltenstechnisch Pate gestanden haben dürften, mit einer sozialkritischen, zeitgeschichtlich relevanten Dimension. Zwischen 1975 und 2006 werden unter anderem der Vietnamkrieg, der Golfkrieg, der 11. September und immer wieder Rassismus thematisiert. Dabei testen die beiden ihre Grenzen aus, lassen auch mal zwei Comiczeichner in einer Episode auftauchen, die wesentlich am Fall beteiligt sind, oder Muñoz experimentiert an Art und Ausgestaltung seiner ausschließlich schwarzweiß gehaltenen Zeichnungen. Das im Einzelnen in aller Kürze auseinandernehmen? Unmöglich. Muss man schon selbst gesehen und gelesen haben.