Das Frankreich-Syndrom, ein bis heute bei einem langjährigen Freund und mir verankertes seelisches Trauma, welches sich infolge eines Bretagne-Urlaubes Ende der Neunziger Jahre entwickelte, hinderte jenen über nahezu anderthalb Jahrzehnte daran, die erlesenen Stöffchen der französischen Punk-Historie zu verkosten oder auch nur auf Tuchfühlung herankommen zu lassen.
Zu tief waren die seelischen Narben, die vertrocknete Baguettes, verwüstete Hotelzimmer, rote Brühwurstpellen und eine Nahtoderfahrung nach Beinahe-Durchtrennung unserer jungen Körper durch einen BMW hinterlassen hatten, obwohl wir doch eigentlich nur deux bière wollten.
Vor ein paar Wochen nun waren seine Wunden endlich verheilt, ein Zeitpunkt, der nicht besser hätte gewählt sein können. Denn nun kann auch er in den Strudel des early DOGS-Punk der ELECTRIC MORMONS eintauchen, kann mit ihnen Charlie einen „Good boy“ sein lassen und in LES OLIVENSTEINS-Manier die reichen Söhnchen hassen, sich STRYCHNINE und GASOLINE durch die Nase pfeifen und die perfekten „Trois minutes“ per ELECTROCHOC erleben.
Ganz im Geiste der aus Belgien stammenden PERIPHERIQUE EST beweisen die Pastis-Pogouette-Mormonen von der französischen Riviera einen unglaublichen Spürsinn für die Trüffel des französischen KBD-Snot und zitieren diese mit genug Eigensinn und Begeisterung, um jedes Trauma der Vergangenheit vergessen zu machen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #114 Juni/Juli 2014 und Dirk Klotzbach