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ACROSS THE HALL

Das Genre Neo-Noir erfreut sich ja gerade bei Regiedebütanten großer Beliebtheit, so auch bei Alex Merkin, der hier seinen gut 20-minütigen, gleichnamigen Kurzfilm auf Spielfilmlänge brachte, eine kammerspielartige Verbeugung vor Hitchcock.

Wobei die Kamerafahrt über mehrere Zimmer in der Spielfilmversion gleich zu Beginn sehr an Brian De Palma erinnert, während der Look insgesamt diese unwirkliche Noir-Studioatmosphäre besitzt, die man auch in BOUND finden kann.

Ansonsten ist ACROSS THE HALL eigentlich nur eine in einem altertümlichen Hotel angesiedelte, konventionelle Ménage à trois in moralisch grenzwertigen Bereichen bezüglich der eigentlichen Hintergründe.

Also, wer wen warum betrügt und was die Folgen dieses unsittlichen Treibens sind, worüber man nicht allzu viel verraten darf, sonst macht das Ganze keinen Spaß mehr. Im Mittelpunkt steht dabei Brittany Murphy, die ja ihre Rollen gerne mal etwas „over the top“ anlegt und hier wirkt, als hätte sie zu viel Kaffee intus, also etwas zittrig nervös, angesichts ihrer wenig erfreulichen Situation vielleicht auch nachvollziehbar.

Auch noch dabei: Mike Vogel, der bereits in CLOVERFIELD auftauchte, aber offenbar nicht genug Eindruck hinterließ, um sich noch an ihn erinnern zu können. Die Filmgeschichte oder das Thriller-Genre nachhaltig verändern wird ACROSS THE HALL ganz bestimmt nicht, dafür ist der Streifen dann doch wieder zu unoriginell.

Aber Merkin empfiehlt sich hiermit auf jeden Fall als guter Handwerker mit Sinn für atmosphärische Bilder und fiese Storywendungen (oder Plot Twists, wie es so schön heißt), weswegen sein Film auch mehr Charme besitzt als der Großteil der sonstigen monatlichen Direct To Video-Veröffentlichungen.

Was das allerdings mit dem „freigegeben ab 18“ soll, will mir dennoch nicht einleuchten, es sei denn, das Gremium der FSK hatte am Tag der Prüfung zum größten Teil aus den älteren Damen des nächstgelegenen Bibelkreises bestanden, man weiß es nicht.