A SINGLE SHOT - TÖDLICHER FEHLER

Das erste Wort, das die Hauptfigur John Moon in David M. Rosenthals Neo-Noir-Backwoods-Thriller von sich gibt, lautet „Shit“. An Moons persönliche Einschätzung zu seiner aktuellen Lage ändert sich auch im weiteren Verlauf des Films nichts großartig, in dem – wie es der Titel schon andeutet – ein einzelner Schuss zum Katalysator der weiteren Geschehnisse wird.

Der Begriff „Film noir“ bezeichnet ja bekanntlich Filme, in denen Antihelden schwierigen Situationen ausgesetzt sind und Entscheidungen treffen müssen, die oft von purer Verzweiflung bestimmt sind oder moralischer Verkommenheit.

So ein Antiheld ist auch John Moon (großartig gespielt von Sam Rockwell), der als Wilderer mit Mühe und Not seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Frau und Kind hatten ihn kürzlich verlassen, was er nur schwer akzeptieren kann. Bei einem Jagdausflug direkt zu Beginn des Films erschießt er eine junge Frau – eigentlich nur ein Unfall, aber mit tödlichen Folgen.

Moon trifft deshalb die schicksalhafte Entscheidung, die Leiche verschwinden zu lassen. Dabei stößt er im Wald auf den Unterschlupf der Frau und sehr viel Geld, das er an sich nimmt und dafür verwenden will, die drohende Scheidung von seiner Frau noch abzuwenden.

Doch die Gangster, denen das Geld gehört, setzen alles daran, ihr Eigentum von Moon zurückzubekommen, was eine Gewaltspirale zur Folge hat. Rosenthals düsterem Hinterwäldler-Thriller wurde deswegen eine gewisse Vorhersehbarkeit vorgeworfen, der mit „A Single Shot“ deutlich im Fahrwasser von Filmen wie „Winter’s Bone“, „Fargo“, „Auge um Auge“ oder „No Country For Old Men“ schwimmt.

Das verzeiht man ihm aber gerne, denn Rockwell wirkt als glückloser, tragischer Held in diesem intensiven, vor einer beeindruckend urwüchsigen Landschaftskulisse spielenden „Schuld und Sühne“-Drama immer glaubhaft und erzeugt beim Zuschauer trotz aller Fehltritte echte Empathie.