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A SINGLE MAN

Wenn ein erfolgreicher homosexueller amerikanischer Modedesigner wie Tom Ford, der zuvor James Bond für EIN QUANTUM TROST eingekleidet hat, sein Spielfilmdebüt vorlegt, könnte man etwas in Richtung „Style over substance“ erwarten.

Das ist die Verfilmung von Christopher Isherwoods gleichnamigem Roman ganz sicher nicht, auf jeden Fall aber ein sehr um Stil und Eleganz bemühtes Werk, das schildert, wie der in die Jahre gekommene homosexuelle Literaturprofessor George Falconer im Los Angeles der Sechziger versucht, mit dem Unfalltod seines Lebensgefährten klar zu kommen.

Wie sich schnell herausstellt, steuert A SINGLE MAN auf den Selbstmord des smarten britischen Profs zu und zeigt quasi, wie dieser die letzten Vorbereitungen trifft, um aus dem Leben zu scheiden („For the first time in my life I can’t see my future.

Everyday goes by in a haze, but today I have decided will be different.“). Möglicherweise nicht gerade Thriller-Material, was Ford dem Zuschauer hier anbietet, aber dennoch dürfte niemand die universell verständliche Tragik dieser Person kalt lassen, die ihren Anker im Leben verloren hat und jetzt von Ängsten geplagt wird, in Einsamkeit alt zu werden.

Und die Hauptdarsteller Colin Firth auf wirklich exzellente Weise verkörpert, zwischen intellektueller Arroganz und emotionaler Verletzlichkeit. Man mag bemängeln, dass die Bilder vielleicht zu kühl und arrangiert wirken, aber A SINGLE MAN wird dadurch nicht zum leblosen Werbeclip, wobei es klar sein dürfte, dass Ford natürlich aufgrund seiner Profession hohe Maßstäbe bei der Ästhetik seines Werks angelegt hat.

A SINGLE MAN schmeichelt dem Auge, während sich auf der Leinwand eine menschliche Tragödie abspielt, bei der mich eigentlich nur zwei Dinge stören. Einmal das allzu zynische Ende – zur Abwechslung hätte ich der Hauptfigur mal ein Happy End gegönnt – und die etwas stereotype Rolle von Julianne Moore, die Falconers alte Freundin spielt, die überzeichnete Karikatur einer gelangweilten wie frustrierten Frau mittleren Alters mit zu viel Zeit und zu viel Geld, die ihre Lebensängste im Alkohol ersäuft.

Ansonsten ist A SINGLE MAN aber ein gelungenes, angenehm intimes und lebendiges Regiedebüt mit echten Menschen und ihren alltäglichen Problemen geworden, angesiedelt in einem möglicherweise dann doch wieder nicht ganz alltäglichen Umfeld.

Eine Liebesgeschichte zwischen Männern, die allerdings einen anderen Verlauf nimmt als in I LOVE YOU PHILLIP MORRIS. Nachdem dieser wirklich sehr sehenswerte Film bereits im August auf DVD erschien, hat ihn Senator jetzt noch mal in einer „Special Edition“ aufgelegt, der der wirklich sehr schöne melancholische Orchester-Score des noch recht unbekannten polnischen Komponisten Abel Korzeniowski, offenbar ein Schülers von Krzysztof Penderecki, auf CD beiliegt. Aber es ist ja nie zu spät, gelungene Filme wie diesen zu entdecken.