A+P, die Reiche-Kinder-Punkband aus dem Münchner Bonzenvorort Starnberg, veröffentlicht auf dem Jupiter-Label von Schlagerfuzzi Ralph Siegel, total unauthentisch? So kann man das sehen, muss man aber nicht – zumindest ist eine differenzierte Sichtweise angebracht.
In Ox #125 erzählte der Schauspieler Jürgen Tonkel aus seiner Zeit bei A+P, bestätigte die Rich-Kids-Geschichte, verteidigte aber auch die Ernsthaftigkeit des Anliegens, welche die 14- bis 17-Jährigen damals an den Tag legten und was mit ihrem Album auf Jupiter Records dokumentiert ist.
Und warum eine Platte auf einem Schlager-Label? Die Eltern, man kannte sich wohl. Kaum war das Album 1981 erschienen, gab es schon Ärger, wegen des Stücks „Dachau“. Inhaltlich unverdächtig, weil klar gegen (Neo-)Nazis gerichtet, bekam das Label kalte Füße.
Tonkel dazu: „,Dachau‘ ist ein eindeutiger Antifaschisten-Song. Der Plattenfirma wurde es dann mit den Jungs aus Starnberg zu heiß und die haben den Wind dann rausgenommen, was im Nachhinein ein Scheiß war.“ Die Zweitauflage des Albums kam also ohne „Dachau“, und dass hier verwöhnte, reiche Kinder am Start sind, ist Quatsch, denn die Texte sind so reflektiert und angepisst und voller Wut auf die scheinheilige Spießergesellschaft, wie Punk damals war und auch heute noch ist.
Nachlesen kann man das im beiliegenden A5-Booklet, eine Reproduktion des Originals. Musikalisch gab es damals bessere Bands, aber das Album ist ein Zeitdokument und definitiv hörenswert. Nachdem es in den Neunzigern eine Bootlegversion gab, erschien 2005 erstmals eine offizielle Nachpressung, ebenfalls via Plastic Bomb, und weil schon lange ausverkauft wurde, wurde das Vinyl nun erneut neu aufgelegt – allerdings ohne die vier Bonus-Songs der 2005er-Auflage.
Die Band spendet ihren Erlösanteil übrigens an orienthelfer.de
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #61 August/September 2005 und Simon Brunner
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #130 Februar/März 2017 und Joachim Hiller