„Home taping is killing music“ war mal der 1980 entwickelte, putzig-naive Slogan der British Phonographic Industry gegen Raubkopiererei inklusive schickem Logo, einer Audiokassette mit zwei gekreuzten Knochen.
Das nahm offenbar schon damals keiner so richtig ernst und wurde von Bands wie SONIC YOUTH und DEAD KENNEDYS konsequent veralbert. Der Tape-Loop-Bastler Arnd Kai Klosowski und Kurt „Pyrolator“ Dahlke, Gründungsmitglied von D.A.F.
und Mitstreiter von DER PLAN, sahen das 1985 wohl eher als ironische Reflexion ihrer Zusammenarbeit denn als Kommentar zum Gehabe der Plattenmultis. Wer Dahlke generell für einen wichtigen Impulsgeber deutscher Elektronikmusik hält, wird auch in „Home-Taping Is Killing Music“ eine weitere Bestätigung dafür sehen.
Ein Album, das sich auch zwanzig Jahre später in keine bestimmte Schublade stecken lässt und zum Teil die überdrehten Spielkonsolen-Sounds vorwegnimmt, die inzwischen MOUSE ON MARS für sich kultiviert haben.
Dahlkes und Klosowskis Zusammenarbeit wird allerdings noch dadurch bemerkenswerter, dass dieser Proto-Techno-NDW-Hybrid aus einer Zeit stammt, als Sampling noch in den Kinderschuhen steckte und hier mit Tape-Loops im Eigenbau bewerkstelligt wurde.
Faszinierend zeitlose Soundexperimente, deren skurrile musikalische Unberechenbarkeit durchaus an DER PLAN, die frühen YELLO oder den schrägen Soundtrack von Slava Tsukerman Achtziger-Kultfilm „Liquid Sky“ erinnern.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #108 Juni/Juli 2013 und Thomas Kerpen