Das Debütalbum der aus Oakland, Kalifornien stammenden ASUNDER wartet bei einer Spielzeit von einer knappen Stunde gerade mal mit vier Songs auf, wobei der zwölf Minuten lange letzte Track nur aus einem dröhnenden Rauschen besteht.
Was das nun für einen Sinn haben soll, lass ich mal dahingestellt. Für manche Ohren mögen auch die drei richtigen Stücke nur dröhnendes Rauschen sein, der Kenner weiß natürlich schon nach den ersten Takten, dass er alle Körperfunktionen verlangsamen, gleichzeitig die Lautstärke des Verstärkers stark erhöhen und sich von nichts aus der Ruhe bringen lassen sollte, um "A Clarion Call" richtig zu genießen.
Machen ASUNDER ja auch nicht anders. In stoischer Gelassenheit schleppen sich die fünf jungen Männer, unter denen auch ein Cellospieler ist, durch ihre Musik, die so langsam ist, wie es gerade noch geht, nur einen Tacken von der kompletten Erstarrung entfernt.
Wenn man aber ganz genau hinhört, entdeckt man dann doch, dass im Slow Motion-Doom von ASUNDER so einiges passiert, es ist nur über die Länge der einzelnen knapp fünfzehnminütigen Songs gut verteilt.
Auf zweieinhalb Minuten gestrafft wären "Twilight Amaranthine", "Crown of eyes" und der Titeltrack wahrscheinlich ganz furchtbar hektisch und nur für Avantgardisten erträglich. Aber mal im Ernst: ASUNDER bauen in ihren immer wieder an die frühen CATHEDRAL erinnernden Songs eben ganz gemächlich eine Atmosphäre auf, die dann noch durch die einlullende Langsamkeit an Intensität gewinnt.
Und der sehr dunkle, aber immer melodische Gesang, der ein wenig wie PARADISE LOSTs Nick Holmes zu "Gothic"-Zeiten klingt, rundet die traurig-verzweifelte Grundstimmung perfekt ab. "A Clarion Call" ist sicherlich die passende Platte für trübe Winternachmittage.
(52:22) (08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #57 November 2004/Januar/Februar 2005 und André Bohnensack