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7INCH BOOTS

Tamped Concrete / Walkin’ Through

Wie betrachtet man heute die Musik einer Band, deren Musik und 7“ man um 1990 herum nicht so besonders toll fand? 7INCH BOOTS aus dem Ruhrpott gehörten zu einer recht großen Blase an Straight-Edge/Youthcrew- und Posicore-Bands, die sich messerscharf von der eigentlichen deutschen Punk-Szene abgegrenzt hatte. Damals gingen mir die langsamen Metal-lastigen Moshparts arg auf die Nüsse ... Und wenn die Band mal voll auf das Gaspedal trat, hörte sie sich nicht besonders toll an beziehungsweise hob sich nicht wesentlich von der Masse ab. Da hatten wir im Ruhrpott schon wesentlich bessere US-Hardcore-Bands aus den eigenen Reihen gehört, TU-DO HOSPITAL, UNWANTED YOUTH, S.O.S. ... Mitte der Achtziger Jahre gab es großartige Bands aus den USA wie SS DECONTROL, YDI oder NECROS, deren Frühwerk nur so vor schlanken und flotten Songs strotzt, während das Spätwerk dieser Bands Ende der Achtziger unsagbar langweilig wurde und peinlich in die Metal-Ecke abdriftete. Genau zu dieser Zeit hatte ich das Gefühl, dass 7INCH BOOTS aus dieser musikalischen Suppe aufstiegen, die dann mit Musik von LÄRM und INFEST angereichert wurde. Ich denke mir, dass andere Rezensenten nur das Übliche über 7INCH BOOTS abschreiben, von wegen dass der Bandname von KISS abstammt und so. Geschenkt. Das bringt mich zum Anfang meiner Besprechung zurück: Heute ist es en vogue, Bollo-Slow-Metal zu spielen. Der Intro-Song „Power of my voice“ von 7INCH BOOTS könnte zum Teil auch von ST. VITUS oder BLACK SABBATH stammen. Alleine dafür lohnt sich die ganze Platte. Man muss nicht alles mögen können.