In gewissem Sinne bin ich etwas überrascht, diese Video-Werkschau mit 5 DVDs des Frühstyxradios überhaupt in den Händen zu halten, denn schließlich handelt es sich dabei um eine Comedy-Radiosendung, die 1988 bis 1996 bei ffn ausgestrahlt wurde und deshalb vor allem im niedersächsische Sendegebiet bekannt war.
Zwar gab es Sketche des Frühstyxradios auch immer auf CD, aber 13 Stunden Filmmaterial sind schon einigermaßen erstaunlich. Aber bereits die einleitenden wie höchst amüsanten Kommentare von Oliver Kalkofe und Dietmar Wischmeyer zu den einzelnen DVDs machen deutlich, dass es sich hier oftmals um Material von historischem Wert handelt, das die nicht immer gelungenen Versuche zeigt, das Radioformat auch im Fernsehen umzusetzen.
Das ist ganz klar eine Sache für langjährige Frühstyxradio-Fans, denn gerade die Sketche für die Sendung „Up’n Swutsch“ auf N3 von 1992/93 sind schrecklich unlustig. Ebenfalls vollkommen verkorkst sind nie ausgestrahlte Pilotfolgen, bei denen mit den „Hurra Deutschland“-Puppen versucht werden sollte, ein ähnliches Format für das Frühstyxradio zu entwickeln – leider gar nicht witzig.
Wobei der Humor des Frühstyxradios sowieso immer sehr grenzwertig war, denn über Figuren wie „Günther, der Treckerfahrer“ (Wischmeyer), Willi Deutschmann (Wischmeyer), „Arschkrampen“ (Wischmeyer und Kalkofe als Kurt Krampmeyer und Jürgen Ferkulat, absolut unvergesslich), „Der kleine Tierfreund“ (Wischmeyer, ebenfalls sehr witzig, vor allem live) und natürlich „Onkel Hotte“ (Kalkofe als bierbäuchiger Märchenerzähler mit fleckigem Unterhemd und Bierpulle) konnte nun wirklich nicht jeder lachen.
Außerdem legte Kalkofe hier bereits Anfang der 90er den Grundstein für seine Mattscheibe. Zu den immer noch gut funktionierenden Highlights gehören hier die Mitte der 90er bei premiere ausgestrahlten Bühnenprogramme „Das Grauen“ und „Die Dröhnung“, denn das Frühstyxradio tourte tatsächlich mal durch deutsche Lande, und man ist angenehm überrascht, dass diese Umsetzung nach wie vor ihren Charme besitzt.
Man bedauert fast, dass es in dieser Hinsicht nicht noch mehr Material gibt. Wie gesagt, 13 Stunden Material, das ich jetzt nicht im einzelnen aufführen will, dazu gibt es noch ein 24-seitiges Booklet mit reichlich Hintergrundinformationen.
Eine kleine Entdeckungsreise in die Vergangenheit deutscher Comedy-Unterhaltung, wo es sicher einige Schätze zu bergen gibt, aber auch einiger echter Mist durchzustehen ist. Ich schließe mal mit den Worten des Oberbekloppten Kurt Krampmeyer: „Hör endlich mit dem Mäusekotzen auf, Totgeburt, sonst geht’s ab inne Truhe!“ Darauf ein Bier mit Tsatsiki!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #81 Dezember 2008/Januar 2009 und Thomas Kerpen