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1984

Ich muss gestehen, dass ich George Orwells 1949 erschienenen dystopischen Roman „1984“ über einen totalitären Überwachungsstaat im Jahr 1984 niemals gelesen habe, dafür allerdings in letzter Zeit gleich zwei Graphic Novel-Adaptionen dieses immer noch aktuellen, komplexen Literaturklassikers. Irgendwie war ich immer ein größerer Fan von Orwells zuvor entstandenem Buch „Farm der Tiere“, eine Parabel auf die Geschichte der Sowjetunion. Auch die Verfilmung von Michael Radford von 1984 (!) hatte ich ignoriert, was auch etwas mit dem aufdringlichen „Tanz den Totalitarismus“-Videoclip („Sex Crime“) der EURYTHMICS zu tun hatte, dem man damals kaum entgehen konnte und der so gar nicht zur düsteren Thematik von Orwells Buch passen wollte. Dabei war mir die Kontroverse um den Soundtrack des Films entgangen, denn der von den EURYTHMICS komponierte Soundtrack erschien auch den Machern zu unpassend, die deshalb auf einen klassischen Score von Dominic Muldowney zurückgriffen. Auf der frisch erschienen 2-Disc Limited Collectors im Mediabook (ohne besonderes Bonusmaterial) mit einer 4K-Restaurierung unter Aufsicht von Kameramann Roger Deakins (der oft mit den Coen-Brüdern zusammenarbeitete) ist der recht poetische Film auch mit dem EURYTHMICS-Score enthalten, allerdings nur bei der englischen Originalfassung. Deakins visuelle Umsetzung des Film ist wirklich immer noch sehr gelungen, der an uralte vergilbte Fotografieren erinnert, was gut zu seiner generellen Schrottplatz-Ästhetik passt. Allerdings hat man wie bei den zwei zuvor in den 1950er Jahren entstandenen Adaptionen das Gefühl, dass Orwells extreme Zukunftsvision eines totalitären Überwachungsstaates (Hallo, China!) zu intellektuell und abstrakt ist, um wirkliche Kinospannung aufkommen zu lassen, mal abgesehen von den brutalen Gehirnwäsche/Folter-Szenen gegen Ende.