STRAPAZE

#1

Dieses neue Fanzine aus Berlin ist wie eine kleine Lektion in Zeitgeschichte. Den Auftakt macht ein Erlebnisbericht von „Berliner Punks im wilden Osten 1990“, in dem es um ein Scheunenkonzert der LEUKO-SPASTEN – einer heute nicht ganz zu Unrecht vergessenen Band – in einem Dorf in Sachsen-Anhalt geht, ein weiterer „Strapaze-Report aus grauer Vorzeit“ erzählt vom Packebusch/Yellow Dog Festival 2005.

Sehr spannend ist das „Gedächtnisprotokoll zu unserem Besuch im Lokal SO36 und zu den anschließenden Krawallen in der Nacht vom 16. auf den 17.5.1987“. Damals konnte natürlich keiner ahnen, dass daraus mal eine Tradition werden würde.

Ebenfalls aus dem Jahr 1987 stammt „Drinnen und draußen. Vom Wohnen der Punks“ – und damals konnte wirklich keiner ahnen, dass ... es hat sich wirklich rein gar nichts geändert. Unter dem Titel „Popmusik ist Bürgerkrieg für dich und deine beknackten Freunde“ findet sich dann eine Analyse von Subkulturen anhand der Filme „Quadrophenia“, „Dorfpunks“ und „Berlin Calling“.

Da ist nur gut, dass die Bravo uns einst DIE ÄRTZE entdeckt hat, nachzulesen in ihrem reich bebilderten Artikel „Punkrockt! Krasser Style, krachiger Sound – die größten Acts der Punkgeschichte“.

Geht es aber mal um die Gegenwart, dann lauten die Stichworte, na klar: „Gentrifizierung“ und „Oberlippenbärte“. Für die Zukunft bleibt nur zu hoffen, dass die erste nicht auch die letzte Ausgabe des Strapaze-Fanzines war.