Fangen wir mal damit an, dass es natürlich für ihren Musikstil hierzulande bislang nur ein Label gab, welches dergleichen glaubhaft und versiert veröffentlichen konnte: BlueNoise natürlich. Und ja, richtig, nach einer kurzen Selbstfindungsphase dockten auch die ROERHEDDS im Hafen von Guido Lucas und Co. an. Aber es folgte nur eine CD, die auch noch ziemlich unterging. "BlueNoise war im ersten Moment schon ein Meilenstein für uns, da wir ja auch den Sound sehr mochten. Doch wenig später, nach dem Release, bemerkten wir, dass man auch als BlueNoise-Band seine Schwierigkeiten hat, aufzufallen. Das war kein Selbstläufer. Zudem war diese erste Platte, mit Abstand betrachtet, nicht gerade die Erneuerung der Geschichte. Aber wir haben viel dazugelernt. Ein guter Schritt."
Wobei man sagen muss, dass diese Debütscheibe wirklich keine schlechte war, und mit "Yaws of death" nicht nur einen Song drauf hatte, der durchaus wegweisend für ihren Sound war und live auch heute noch hervorragend funktioniert. Aber irgendwie fraß das Minimum an Promotion, das damit einhegende Desinteresse ihrer Umgebung und die somit immer schwerer werdende Arbeit, sich seinen musikalischen Weg zu bahnen, wie etwa Shows zu buchen, die Band langsam auf. Und so war im März 2005 der Punkt gekommen, wo man kurz davor war, alles hinzuwerfen. Bezeichnend dafür ihr damals wohl letzter Gig unter dem Namen ROERHEDDS in Dresden, den sie beabsichtigten zusammen mit FLUID im Keller eines besetzten Hauses zu absolvieren. Schneetreiben draußen, frostige Temperaturen drinnen, und als ob es für sie nicht schon nervend genug gewesen wäre, sich erstmal die Bude selber zu heizen, mussten sie sich auch noch um den Sound und so fundamentale Dinge wie eine funktionierende Stromversorgung - die halbstündig aussetzte - persönlich kümmern. André meinte damals: "Seit acht Jahren tingeln wir nun so rum, und langsam kann ich nicht mehr! Mich kotzt es an, dass einem so etwas wie heute immer noch passiert." Da taten sie mir Leid, die drei, aber wenig später hatte man sich entschlossen, doch noch einen Anlauf zu nehmen.
Neuer Anfang unter neuem Namen. "ROERHEDDS - diesen Namen konnte sich kaum einer merken, und zudem war die Zeit als ROERHEDDS in unseren Köpfen vorbei. Es war an der Zeit, etwas Neues anzugehen. Eine Art mentaler Reform." Und siehe da, es sollte doch für etwas gut sein: "Ja, das hat uns was gebracht. Wir konnten unbeschwert neue Pläne schmieden, ohne an alten Geschehnissen anzuecken." Und das, obwohl sie nicht die Einzigen sind, die unter dem Namen VOLT firmieren - was ihnen zuerst nicht ganz bewusst war. Aber mittlerweile sehen sie das eher sportlich: "Mit den Franzosen sind wir noch nicht verwechselt worden. Obwohl das sicherlich ganz amüsant wäre, wenn uns jemand buchen würde, und auf einmal eine Walze aus Ostdeutschland daherrollt. Vielleicht kann man ja sogar mal eine Show VOLT vs. VOLT angehen ..."
Erste entscheidende Neuerung war das Label - nicht mehr BlueNoise sondern Exile On Mainstream. "Wir waren gerade bei der Arbeit für ein neues Album. Das Label war uns zu diesem Zeitpunkt noch völlig unbekannt, da kam ein Typ aus dem Eastclub, der uns schon sehr viel geholfen hat, auf uns zu und meinte, wir sollten mal Exile On Mainstream Records abchecken, die hätten reges Interesse. Also haben wir das Label kontaktiert, und uns schließlich mit Andreas bei einem TODD-Konzert getroffen und über alles unterhalten. Was kann man machen, welche Erwartungen hat man, packt man es gemeinsam an? Wir haben es zusammen mit dem Label durchgezogen und es war eine fruchtbare Arbeit. Und wir hoffen, noch weiterhin so gut mit dem ?Kanzler' zusammenzuarbeiten, da dieser Mann einfach mal korrekt ist, besten Dank! Wir sind also sehr zufrieden." Die Fertigstellung des Albums musste jedoch aufgrund der Kurzfristigkeit dieser Entscheidung und des dadurch etwas beengten Budgets beim Label erstmal warten, und so schickte man die "Romeo K.O."-EP sozusagen als Testballon raus, mit der sie aber auch ordentlich für Aufsehen sorgten. Die Reaktionen waren durchweg positiv, die Kritiker begeistert und mittlerweile ist die Erstauflage nahezu ausverkauft.
Der internationale Vertrieb über Southern Records ebnete ihnen besser denn je zuvor den Weg in genau jene Regionen und Clubs, in denen Bands wie VOLT gern gesehen werden. Überhaupt sind sie live ein Erlebnis - eine der wohl besten heimischen Bands, was Konzerte anbelangt, noch dazu überaus viel unterwegs: "Ja, ich denke mal, fleißig sind wir schon. Und das ist gut. Ich glaube auch, dass wir das brauchen. Musiker können sich ja bekanntlich auch schnell hängen lassen und somit im Sumpf der vergessenen Welt landen." Und, ganz oldschool, machen sie dabei alles noch selber: "Das, was wir tun können, werden wir auch weiterhin tun. Zum Beispiel auch Konzerte buchen, wir haben nach wie vor keine Booking-Agentur oder ähnliches, obwohl das sehr oft wünschenswert wäre. Gerade hier in Deutschland wird es irgendwie immer schwieriger, Konzerte selbst zu arrangieren, ohne daran zu denken, ob der Sprit reicht." Und inzwischen laufen ihre Shows wirklich gut, so dass man momentan durchaus nicht unzufrieden ist: "Publikumstechnisch haben wir seit der ?Romeo K.O.' eine große neue Fangemeinde dazu gewonnen, was uns natürlich sehr freut. Und wir wünschen uns, dass sie auch weiterhin wachsen wird."
Aber ganz haben sie ihre alten Bande nicht gelöst, denn Guido Lucas, nach wie vor guter Freund sowie Leib- und Magen-Produzent der Band, hatte auch beim nun doch endlich anstehenden Longplayer namens "Rörhät" wieder seine Finger im Spiel: "Ja, wir haben unseren Sound Guido und Christian, dem Team unseres Vertrauens, in die Hände gegeben. Und das war wieder einmal die beste Entscheidung."
Seit dem 1. September jedenfalls kann sich jeder selbst einen Eindruck davon machen, wie hoch hierzulande die Messlatte in Sachen Noiserock momentan liegt.
Das Zeug zu ganz Großem, das jedenfalls haben die Chemnitzer. Schon als sie vor neun Jahren anfingen, gemeinsam Musik zu machen, brandmarkte man sie mit dem Prädikat "Die MELVINS von Karl-Marx-Stadt". Was an sich schon so blöd klingt, kaum vorstellbar, dass die Band darüber besonders glücklich ist: "Den Vergleich hassen wir - wirklich! Und King Buzzo würde vielleicht auch darüber abkotzen, mit uns verglichen zu werden. Die MELVINS haben ja immer das gemacht, was sie wollten, genau wie wir und unzählige andere Bands. auch Werden diese auch mit den MELVINS verglichen? Das ist doch eigentlich nur ein Schublade-öffne-dich-Spiel, um eine bestimmte Art von Musik zu beschreiben. Das kann auch das Gegenteil bewirken. Die Leute wollen doch hoffentlich keine Kopien hören, sondern die Originale. Und das sind in diesem Fall nun mal die MELVINS und VOLT." Und das ist auch gut so. Wobei es schon mal interessant wäre, das einmal auf der Bühne im direkten Vergleich zu erleben. "Wir haben noch nicht mit den MELVINS gespielt. Denkbar wäre das aber schon. Vielleicht klappt es ja mal, wenn sie da überhaupt Lust drauf hätten."
Nun, wer weiß, vielleicht ist das eher als man denkt ... unterwegs sind VOLT schließlich permanent: "Jetzt wird es erstmal eine noch größere Europatour geben als letztes Jahr. Knapp fünf Wochen werden wir uns quer durch den Kontinent spielen, dieses Mal konzentriert auf England und Frankreich. Aber Italien, Österreich, Schweiz, Belgien, Holland und Deutschland sind auch dabei. Zum ersten Mal werden wir auch in Irland sowie Slowenien spielen. Wir sind gespannt."
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #68 Oktober/November 2006 und Frank Nice
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #52 September/Oktober/November 2003 und Kalle Stille
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #71 April/Mai 2007 und Kalle Stille
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und Ross Feratu
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #68 Oktober/November 2006 und Frank Schöne
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #50 März/April/Mai 2003 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #60 Juni/Juli 2005 und Kalle Stille