VOICE OF A GENERATION

No Final Oddition, Yet.

VOICE OF A GENERATION haben auf mich immer den Eindruck gemacht, im Schatten einer zweiten schwedischen Streetpunkband zu stehen: BOMBSHELL ROCKS. Nichtsdestotrotz haben VOAG konstant gute Alben herausgebracht. Im Februar erschien mit „The Final Oddition“ der neueste Streich von VOAG. Auf „The Final Oddition“ besinnen sich VOAG einerseits mehr auf Hardcore als zuvor, andererseits haben die Herren sich an politische Texte gewagt. Diese energische Kombination lässt mich einem Satz aus dem Presseinfo zustimmen: Ja, es handelt sich mit dem Album um ein „Direkt in die Fresse-Statement“ und, viel wichtiger, es wird nicht das letzte sein. Das Wort hat Gitarrist Kim Belly ...

Kim, „The Final Oddition“, das vorerst letzte VOAG-Album?


„Nein! Es war zwar unser Plan, VOICE OF A GENERATION nach dem Release von ‚The Final Oddition‘ aufzulösen, aber das wird nicht geschehen. Die Aufnahmen haben uns zuviel Spaß gemacht, und wir wollen Touren. Das Ende von VOICE OF A GENERATION ist also noch nicht erreicht.“

Wäre auch schade, denn „The Final Oddition“ ist das bisher beste VOAG-Album.

„Das hören wir in letzter Zeit häufiger, und das bedeutet uns viel. Verrückt dabei ist, dass ich nicht so denke. Jedes VOAG-Album ist anders, deswegen kann ich nicht sagen, dass ‚The Final Oddition‘ das Beste wäre. Aber es gehört zur Gruppe unserer besten Veröffentlichungen, wie ich glaube.“

Welche VOAG-Veröffentlichungen sind deiner Meinung nach denn nicht gut?

„Die ‚Oddville Perservers‘-EP ist schlecht. Wir haben die EP mehr zum Spaß gemacht: Wir hatten haufenweise Gäste im Studio und waren betrunken. Die EP ist bei weitem nicht so geworden, wie wir es uns vorgestellt hatten. Das ANTISEEN- und das DISCHARGE-Cover sind okay, das Johnny Cash-Cover schrecklich, also der Song, der wirklich gut werden sollte. Der einzige gute Song auf der EP ist ‚Baseballbat‘, den wir für ‚The Final Oddition‘ neu aufgenommen haben.“

„The Final Oddition“ ist, im Gegensatz zu euren früheren, etwas melodischeren Alben, eine ganze Ecke härter, politischer und angepisster, wie ich finde. Wie siehst du das?

„Genauso. Wir sind mit einem Fuß im Hardcore gelandet, was mir ganz gut gefällt. Die Produktion des Albums ist sehr rauh und passt sich dem straighten Sound gut an. Dazu ist aber zu sagen, dass kein Konzept dahinter stand – wir haben die Songs halt so geschrieben. Ich glaube, die Aggressivität rückt durch die politischen Songs auf dem Album stärker in den Vordergrund. Uns hat das weltpolitische Geschehen 2003 wirklich angepisst, weshalb wir Songs geschrieben haben, die härter ausgefallen sind als die typischen VOAG-Songs vor ‚The Final Oddition‘.“

VOAG waren meiner Meinung nach nie Teil des „Streetpunk Hypes“ vor einigen Jahren. Wie siehst du das?

„VOAG waren kein Teil dieses Hypes. Wenn du uns direkt mit BOMBSHELL ROCKS vergleichst, siehst du das auch. Sie wurden durchaus bekannt, wir nicht. Ich kann dir nicht einmal genau sagen, warum es so kam. Es kann sein, dass es daran lag, dass wir in der Vergangenheit sehr wenig getourt sind, und so nur wenig Leute die Gelegenheit hatten, unseren Namen mit Musik zu verbinden. Ich finde zum Beispiel, dass wir für ‚Hollywodd Rebels‘ viel zu wenig Arbeit geleistet haben. Um das Album zu supporten, haben wir in Schweden gerade mal vier oder fünf Shows gespielt. Was daran lag, dass unser damaliger Sänger nicht so viel touren wollte.“

Was für ein Gefühl hattest du, als der Hype im Gange war?

„Wie bei jedem Hype kamen Leute, die eigentlich nichts mit der Szene zu tun haben, kurzzeitig in die Szene. Das klingt negativ, ist aber nicht so gemeint. Wenn jemand auf eine Punkshow kommt und damit die Band und den Veranstalter unterstützt, finde ich das gut. Denn wenigstens tun die Leute etwas für die Szene, auch wenn sie ein halbes Jahr später wieder weg sind. Punkrock sollte heißen, dass jeder, der Lust auf eine Punkshow hat, in der Punkgemeinschaft auch willkommen ist.“

Abschließend noch die Frage, was du über den Mord an der schwedischen Politikern Anna Lindh letzten September denkst?

„Anna Lindh war eine Politikerin, die ich respektiert habe. Deswegen finde ich es bedauerlich, dass sie umgebracht wurde. Gleichzeitig muss man sagen, dass Schweden geistig gestörten Menschen wie dem Mörder von Anna Lindh zu wenig hilft. Immer mehr Heime, in denen geistig gestörten Menschen geholfen wird, werden geschlossen. Wäre das nicht so, hätte man dem Mörder von Anna Lindh vielleicht helfen können, bevor er die Tat beging und damit so einen Mord verhindern können.