VLACK

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Hochprozentig

VLACK aus Barcelona sind das Bandprojekt von Marc Teichenné, der einst mit seinem Bruder David bei den genialen RIPPERS spielte. Man kennt sich seit Jahren, doch erst jetzt wurde ich zufällig aufmerksam auf Marcs berufliche Tätigkeit: Er ist Geschäftsführer des Familienunternehmens Teichenné Liquors, einer alteingesessenen Destillerie, die unter anderem preisgekrönten Gin herstellt. Logisch, dass ich mich erst mal mit Kostproben versorgte und dann ein paar Fragen hatte.

Marc, bitte gib mir einen Überblick über deine musikalischen Aktivitäten. Wir sind seit deinen RIPPERS-Tagen in Kontakt, dann hast du VLACK gegründet. Gab es vorher noch weitere Bands? Wie bist du zum Punkrock gekommen?

Ich habe den Punkrock entdeckt, als ich mit 15 Jahren METALLICA auf dem Monsters Of Rock ’88 in Barcelona gesehen habe, sie spielten „Last caress“ von THE MISFITS. Ein lebensverändernder Moment. Danach war ich völlig besessen und habe bis heute nicht genug davon. Die erste Band, die ich hatte, gründete ich mit meinen Freunden aus L’Arboç: FOC FOLL. Wir sangen auf Katalanisch und es war eher rockig, aber wir spielten schon einige Cover von RAMONES oder HARD-ONS. Wir haben nie etwas veröffentlicht, aber ein paar Demos in einer Bar aufgenommen, die dann mittels Tape-Trading in der Gegend kursierten. Dann änderten wir unseren Namen in SKULL BOYS, als wir zum Englischen wechselten und unseren Sound in Richtung Punkrock neu definierten. Wir veröffentlichten eine 7“ 1993 und eine 12“ 1995. Dann tat ich mich mit meinem Bruder David zusammen und wir gründeten die RIPPERS, der Rest ist Geschichte.

Du hast das, wovon manche Punkrocker träumen: eine eigene Schnapsfabrik! Das heißt eine Destillerie. Wie kam das?
Mein Großvater, ein Önologe, der in Sète, Frankreich geboren wurde, hat sie 1956 gegründet, da hat er schon Brandy, Gin und andere Liköre produziert, sie aber hauptsächlich in der Region Penedès verkauft. Erst als mein Vater sie Anfang der Siebziger Jahre übernahm, kamen die Dinge ins Rollen. Mit den Fruchtlikören startete in den Achtzigern das Exportgeschäft und hier sind wir nun, liefern in 35 verschiedene Länder, wir behaupten uns als unabhängiges Familienunternehmen, arbeiten mit Leidenschaft und Ideen daran, voranzukommen und gegen die großen Fische zu bestehen.

Wie sieht eure Produktpalette aus, wie klein oder groß ist eure Destillerie?
Wir produzieren eine extrem breite Auswahl an Produkten, mehr als 200, wenn wir alle Verpackungsgrößen und -formen mitzählen. Unsere größte Spezialität aber sind die Gins – L’Arbre ist für mich der beste Gin der Welt, mit seinen sorgfältig ausgewählten mediterranen Zutaten. Dazu kommen die Frucht- und Cremeliköre und die Absinthe. Aber auch Scotch Whisky, dominikanischer Rum, mexikanischer Tequila haben wir in unserem Online-Shop. Wir haben insgesamt fünfzig Beschäftigte für die Bereiche Herstellung, Büro und Marketing.

Einige Leute in der Hardcore-Szene sind straight edge. Naja ... für die wäre dein Job wohl nicht so ideal, denke ich.
Ich denke auch, hehe. Es ist ihre Entscheidung und ich respektiere sie. Aber ich bin auf der Seite von POISON IDEA.

Alkohol ist eine Droge und tötet Menschen. Auf der anderen Seite kann er eine Menge Spaß machen. Wie gehst du damit um?
Es ist in der Tat eine mächtige Droge, und die beliebteste. Und ja, es verursacht eine Menge Schaden, aber auch eine Menge Freude. Alle Drogen haben zwei Seiten: Sie können einen die Dinge klarer sehen lassen und von den üblichen Spannungen und Problemen des täglichen Lebens befreien, vom permanenten Gedankenstrom und dem ganzen Unsinn, den unser Verstand produziert. Aber auf der anderen Seite wird sein Missbrauch dich letztendlich umbringen. Es ist ein zweischneidiges Schwert. Aber das Wichtigste ist, dass wir die Freiheit haben zu wählen. Was wir damit anstellen, dafür ist jeder selbst verantwortlich, wie bei allen Entscheidungen im Leben.

Wie kommst du in den Tagen von Corona zurecht? Katalonien wurde hart getroffen. In Deutschland ist der Alkoholkonsum während des Lockdowns gestiegen, also ein gutes Geschäft für Leute wie dich. Auch sind einige Destillen auf medizinischen Alkohol zur Desinfektion umgestiegen.
Ja, zu Beginn des Lockdowns wurde eine große Menge an Alkohol für die Herstellung von Desinfektionsmittel beschlagnahmt, außerdem haben wir Alkoholspenden an die Krankenhäuser in der Umgebung abgegeben. Wir konnten die Verkäufe in den Supermärkten und Ladenketten steigern und das hat uns gerettet, aber die Zahlen im On-Trade, also bei Bars und Restaurants, sind gesunken, was einen Großteil unseres Umsatzes ausmachte, vor allem beim Export. Wir haben zu kämpfen, aber wir werden es schaffen.

Welches ist dein Lieblingsgetränk aus deiner Destillerie?
Neben dem Gin L’Arbre ist es unser neuer Kräuterlikör Heretic. Er wird aus vielen verschiedenen destillierten und mazerierten Kräutern hergestellt, die ursprünglich aus der okzitanischen Heimat meiner Vorfahren, den Katharern, stammen, basierend auf einem Familienrezept aus dem 19. Jahrhundert. Er wird in den nächsten Monaten auf den Markt kommen.