Zwei Dresdner setzen mit Undressed Records das musikalische Erbe der stagnierenden DDR-Freikörperkultur erfolgreich fort. Nackt, roh und undressed eben, wie die Natur die Gitarren schuf, reichen sich unter anderem PAISLEY, CAMERON LINES, CEDRIC und BIKINI BEACH die Hand.
Seit wann gibt es das Label, wer macht was, und warum macht ihr, was ihr macht?
Tony: Das Label habe ich 2013 mit Falk von den NAKED HANDS, jetzt EX HANDS, gegründet, die ich damals auch gemanagt habe. Falk ist inzwischen wieder ausgestiegen. Fränk war ohnehin schon immer als Freund dabei, seit diesem Jahr ist er offiziell eingestiegen. Auf die „Musikmanagement“-Kiste hatte ich immer schon Bock und Tony Wilson war ohnehin seit Jugendjahren mein großes Vorbild. Ab 2011 organisierte ich daher mit Fränk Fotoshootings und schrieb Pressetexte für die NAKED HANDS und kümmerte mich noch ums Booking. Nach der Labelgründung haben wir ihre erste EP rausgebracht und uns nach weiteren Bands in der Region umgeschaut – zufällig sind wir so auch über PAISLEY gestolpert. Die Labelarbeit machen wir zu 99% alleine, für etwas aufwendigere Promo-Geschichten setzen wir auf Unterstützung durch Externe.
Fränk: Ich kümmere mich um die Homepage, die Fotos, Musikvideos und Pressekits etc.
Wie klingt Undressed?
Fränk: Wir haben eine Vorliebe für LoFi und für Bands, die ihren HörerInnen buchstäblich rohe Eier ins Gesicht werfen.
Tony: Gitarren ohne viel Pipapo und die Menschen mit spartanischen Mitteln zu erreichen: das fasziniert uns. Unser Anspruch an die Bands ist, dass die begeistern – so sehr, dass die im besten Fall auch deine Oma genießen kann, ohne aus dem Stuhl zu fallen. Grob lässt sich aber alles unter dem Label raw-based Garage-Rock zusammenfassen.
Welche Rolle spielen wirtschaftliche Faktoren?
Tony: Wichtig ist uns erst mal, dass die Produktionen sich tragen und die Bands längerfristig auch ein kleines Auskommen mit ihrer Musik haben. Unsere Gewinne aus Gagen etc. sind sehr überschaubar. Wir stecken daher alles in einen Topf, um so viele Kosten wie möglich mit den Bands zu teilen. Dadurch teilen wir das Risiko, und falls mal was floppt, ist das kein Weltuntergang. Von unserem Label zu leben, wäre zwar ein Traum, davon sind wir aber noch weit entfernt.
Würdet ihr euch als „professionell“ bezeichnen?
Fränk: Ich sehe unsere Arbeit mit der Kunst als ständigen Balanceakt zwischen professioneller Betreuung der Bands und der Arbeit mit und an der Szene, die eher unorthodoxe Formen annehmen kann.
Tony: Da sehe ich auch den Vorteil, nicht 100% auf D.I.Y. zu setzen. Geld und Organisation müssen einfach eine bestimmte Rolle spielen. PAISLEY haben’s zum Beispiel mit der Mail „Nehmt uns oder fickt euch“ zu „Circus HalliGalli“ ins Fernsehen geschafft.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #134 Oktober/November 2017 und David Prinz