TOXIC HOLOCAUST

Foto

Back to the roots

Eine Band im klassischen Sinne sind TOXIC HOLOCAUST nur, wenn es auf Tour geht. Eigentlich ist und bleibt die 1999 gegründete Thrash-Formation aus Portland, Oregon das Soloprojekt von Joel Grind. Er beantwortet uns ein paar Fragen zum neuen Album „Primal Future:2019“.

Joel, ist das neue Album wieder quasi im Homerecording entstanden?


Ja, es wurde in meinem Haus aufgenommen, ähnlich wie meine frühen Aufnahmen. Ich bin sozusagen zu meinen Wurzeln zurückgekehrt. Ich arbeite gerne allein, das ist toll, du hast nie das Problem, dass viele Köche den Brei verderben. Wenn vier Bandmitglieder alle etwas Unterschiedliches wollen, hast du am Ende gar nichts.

Was bedeutet der Titel „Primal Future:2019“?

Ganz allgemein bedeutet es, dass die Gesellschaft im Grunde genommen auf die Werte der Steinzeit zurückgreift.

Und was ist die Geschichte hinter dem Opener „Chemical warlords“?

Es ist ein Lied über eine dystopische Zukunft, über eine radioaktive Wüste.

1999 war Thrash noch ein Underground-Phänomen, du hast geholfen, dieses Genre wieder größer zu machen.

Ich bin froh, ein Teil dieses Revivals gewesen zu sein. Dabei habe ich wirklich nur das getan, was ich liebe, und bin jetzt froh, dass ich einfach immer weitermachen konnte.

Wie siehst du die musikalische Entwicklung von TOXIC HOLOCAUST seit damals?

Der Kern der Musik ist immer noch derselbe. Ich habe aber verschiedene Phasen gehabt über die Jahre, und im Moment habe ich mich auf etwas längere Songs mit aufwändigeren Arrangements konzentriert.

Das Artwork hat Steve Crisp gemacht. Schaut man sich dessen Website an, sieht man Puzzles mit Katzen oder süßen Hunden und Landschaften. Das hat überrascht.

Na ja, Künstler müssen auch von etwas leben. Die können nicht nur Metal-Cover machen, haha! Ich bin auf ihn gestoßen, weil er in den Achtzigern Poster für Horrorfilme gemacht hat. Als ich damals auf seine Seite gestoßen bin, dachte ich, ich hätte nicht den richtigen Steve Crisp gefunden, habe ihm aber trotzdem eine E-Mail geschrieben. Wir haben dann zusammen daran gearbeitet. Im Grunde genommen soll es an ein postapokalyptisches VHS-Cover aus den Achtziger Jahren erinnern.

Als jemand, der eigentlich alles bei seiner Band selbst macht und bestimmt, wie fühlt sich das an, etwas wie das Artwork dann jemand anders zu überlassen?

Es ist schon komisch. Ich glaube aber, das funktioniert bei allen Bands ähnlich: der Künstler schickt dir erst mal einen Entwurf und man kann erst mal abschätzen, ob es das ist, was man will, bevor er anfängt, etwas zu zeichnen. Sein ursprüngliches Konzept war ein Typ in einer Wüste, aber ich wollte eher eine Stadt. Es ist immer ein Risiko, aber er hat den Nagel auf den Kopf getroffen und meine Vision perfekt umgesetzt. Das ist genau die Welt, die ich darstellen wollte.

Das Album wird im Presseinfo als „Cyberpunk-Dystopie“ bezeichnet. Du glaubst also nicht, dass die Menschheit aus ihren Fehlern lernen wird, und die Dinge werden immer schlechter und nicht besser?

Das Album ist nicht als Kommentar zu gesellschaftlichen Entwicklungen zu verstehen. Vielmehr spielt es in der gleichen Welt wie Filme wie „Mad Max“ oder „Die Klapperschlange“.

Du sagtest eben, Steve Crisp könne nicht nur von Metal-Covern leben, und du machst ja auch für andere Musik, unter anderem für Filme, Videospiele und Werbung. Verfolgst du da einen ähnlichen Ansatz wie bei deiner Musik oder ist das was ganz anderes?

Das Meiste, was ich professionell schreibe, entsteht zu Beginn auf dem Klavier. Da gibt es meistens eine genaue Vorgabe, was der Auftraggeber will, die Musik muss eine gewisse Stimmung übertragen. Das ist cool, denn man macht Musik mit sehr genau definierten Eigenschaften. Es muss eben melancholisch klingen oder so. Wenn ich einen Song für TOXIC HOLOCAUST schreibe, denke ich nicht in solch einem Rahmen, sondern schreibe einfach Riffs. Es ist ein ganz anderer Ansatz. Aber es ist eine Herausforderung und macht Spaß!

Habe ich deine Musik vielleicht schon mal in einem Film oder so gehört?

Ich habe was für den Film „Hellion“ gemacht und auch für „Green Room“. Ich habe auch einen Soundtrack für Comics gemacht, das kam auf Waxwork Records raus, die haben die Sachen auf 7“s veröffentlicht. Aber wirklich große Sachen habe ich eigentlich nicht gemacht, eher so obskures Zeug.

Joachim Hiller, Dennis Müller