Im folgenden Interview stellt THE JULIE RUIN-Frontfrau Kathleen Hanna gutgelaunt und wortreich klar, dass sie sich dagegen sträubt, zum ewigen Muster-Riot Grrrl hochstilisiert zu werden, zumal die Band in eine ganz andere Richtung steuert, als es zuvor bei BIKINI KILL und LE TIGRE der Fall war. Hannas Rolle als Punk-Feministin wurde 2013 detailliert in Sini Andersons Dokumentation „The Punk Singer“ thematisiert (bisher nur in den USA auf DVD erschienen), ebenso wie ihr jahrelanger Kampf mit der Infektionskrankheit Lyme-Borreliose. Im selben Jahr erschien auch das erste THE JULIE RUIN-Album „Run Fast“ auf Dischord – 1998 hatte Hanna auf Kill Rock Stars bereits eine Platte unter dem Alias „Julie Ruin“ veröffentlicht –, jetzt gefolgt von einem neuen Lebenszeichen namens „Hit Reset“.
Kathleen, wenn man „Hit Reset“ mal von außen nach innen dreht, stellt man fest, dass du das Artwork dieses Mal gemeinsam mit Becca Albee gestaltet hast. Ihr kennt euch ja schon sehr lange und das ist auch nicht eure erste Zusammenarbeit.
Wir kennen uns zwar schon ewig, aber das ist tatsächlich eine unserer ersten echten Kooperationen, vorher gab es meist eine recht strikte Arbeitsteilung. Unsere erste gleichberechtigte Zusammenarbeit ist vor ein paar Jahren entstanden, als wir zusammen ein Video darüber drehten, wie es ist, nach 9/11 in New York zu leben. Dann kam längere Zeit nichts, obwohl wir schon fest eingeplant hatten, unbedingt wieder etwas zusammen zu machen. Und das Cover hat sich da schon fast aufgedrängt. Becca ist eine wirklich großartige Fotografin. Als ich später anfing, an dem Video für „Mr. so and so“ zu arbeiten, führte auch einfach kein Weg an ihr vorbei. Wir haben gestern noch daran gearbeitet und ich bin dadurch irgendwie ziemlich fertig, haha. Aber es macht Spaß.
Seit wann kennt ihr euch?
Ich habe Becca in den Neunzigern in Olympia kennen gelernt. Das war seltsam, die Riot Grrrl-Bewegung bekam als Musikphänomen ja eine Menge Aufmerksamkeit, aber eigentlich gab es da auch viele andere Künstlerinnen, Schriftstellerinnen, Fotografinnen, und so weiter. Ich selbst habe als Fotografin angefangen und bin erst später zur Musik gewechselt. Als ich damals herausfand, dass Becca Künstlerin war, fotografierte und auch Skulpturen herstellte, wollte ich unbedingt sehen, was genau sie macht. Auch weil sie mit Carrie von SLEATER-KINNEY in einer Band namens EXCUSE 17 spielte. Also habe ich einfach bei ihr angeklopft und gefragt, ob ich mir ihre Kunst mal ansehen dürfte. Es war das erste Mal überhaupt, dass jemand ihr Atelier besuchte, haha. Ich mochte, was sie machte, also organisierte und kuratierte ich ihre erste Ausstellung. Später habe ich ihre Stücke dann auch gesammelt und wir sind enge Freunde geworden. In Olympia haben wir uns aber noch nicht wirklich gut gekannt. Seltsamerweise war es damals tatsächlich nur dieses eine Treffen und dann haben wir uns noch ab und zu mal hier und da gesehen. Ebenso wie ich zog sie später dann nach New York. Sie war eine der wenigen außer Johanna Fateman, mit der ich LE TIGRE gründete, die ich dort kannte. Also rief ich sie an, wir trafen uns zum Essen und seitdem sind wir wirklich gute Freunde.
Obwohl du nicht nur Musik machst, sondern auch in vielen anderen Kunstbereichen mitmischst, kennen die meisten dich ja ausschließlich als Musikerin. Liegt das daran, dass Musik einfach eine größere Öffentlichkeitswirkung hat?
Teilweise hat das ganz schlicht und einfach ökonomische Gründe. Als Musiker haben wir ein Produkt, wir haben Songs, die wir zum Beispiel über das Internet verkaufen können. Wir haben Live-Auftritte, die wir vermarkten können. Also machen wir Werbung, damit die Leute zu unseren Shows kommen, wir damit auch etwas Geld verdienen und mit unserer Arbeit weitermachen können. Deswegen bekommt das, meiner Meinung nach, mehr Aufmerksamkeit. Außerdem habe ich persönlich meine Arbeit in den anderen Kunstbereichen in letzter Zeit einfach nicht so gezielt vorangetrieben. Ich schreibe hier und da mal eine Buchrezension für ein Magazin, schreibe mal für das Projekt eines anderen, ein Vorwort für ein Buch, oder so. Aber meinen anderen Kunstoutput behalte ich meist für mich. Im Moment strebe ich keine Karriere im Bereich der bildenden Künste an, sondern will in erster Linie Musikerin sein. Das ist einfach ein zu hartes Brot, ich kenne so viele bildende Künstler und sehe, wie dreckig es ihnen geht, haha ... Wir haben in den Staaten einfach nicht den Support, den Künstler in anderen Ländern bekommen. Deswegen schätze ich mich glücklich, Musik machen und ein Produkt zum Verkauf anbieten zu können. Becca macht beispielsweise eine Menge Videokunst. Wie verkauft man das?
Aber Musik und Videokunst hängen doch schon ziemlich eng miteinander zusammen.
Ja, das stimmt. Und das ist auch ein Grund dafür, dass wir zusammenarbeiten. Ich habe schon immer auch für andere Künstler gearbeitet. Zu Young Jean Lees Album mit FUTURE WIFE, „We’re Gonna Die“, habe ich beispielsweise eine Geschichte beigesteuert. Mit Performancekünstlern arbeite ich wirklich gerne zusammen. Deswegen war Becca auch erste Wahl für Videos. Weil ich ein Video machen wollte, das hochgradig referenziell hinsichtlich feministischer Videokunst der Vergangenheit ist. Feministinnen haben die Videokunst wirklich dominiert und das wollte ich in diesem Video feiern. Aber auch Fotografie ist darin ein Thema. Becca war dafür perfekt, sie fotografiert Skulpturen, richtig smart.
Ist es das, was du auf „Hit Reset“ anstrebst, eine Art Verschmelzung verschiedener Kunststile?
Ich hatte auf jeden Fall viel Kraft zur Verfügung und deswegen war es für mich auch enorm wichtig, dass das Visuelle gut rüberkommt. Dass es auch das widerspiegelt, worum es in den Songs geht. Also habe ich selbst viel zum Entwurf des Artworks beigetragen. Wir werden auch einen Clip zu „I’m done“ drehen mit Laura Parnes, auch eine feministische Videokünstlerin, als Regisseurin. Ich bin hauptsächlich die Person in dem Video, habe aber auch den Drehbuchentwurf geschrieben. Auch für das „Mr. so and so“-Video habe ich ein Drehbuch entworfen. Wir werden aber nicht so etwas wie bei LE TIGRE machen, Projektionen, Tänze und so. LE TIGRE waren eher darauf ausgelegt, verschiedene Kunstformen miteinander zu verschmelzen. In diesem Projekt ist das Visuelle zwar auch wichtig, ich will mich aber darauf konzentrieren, eine großartige Live-Show hinzulegen, ohne mich um die ganze Videotechnik und so kümmern zu müssen. Die Leute sollen einfach die Augen schließen und die Musik genießen können. Deswegen habe ich auch mehr Energie in die Musik gesteckt.
Du hast mal in einem Interview gesagt: „Ich muss die Musik nicht wieder einspielen. Und mit BIKINI KILL kann ich für immer 25 sein und mit LE TIGRE für immer in meinen Dreißigern“. Wie sieht das bei JULIE RUIN aus?
Damit werde ich für immer in meinen Vierzigern sein, haha. Was tatsächlich wirklich keine schlechte Sache ist. Ich glaube, ich wollte damit sagen, dass ich mit BIKINI KILL bestimmte Themen abgedeckt habe und bestimmte Arten zu performen. Ich muss das nicht wieder tun. Bei LE TIGRE ging es dann darum, eine bereits existierende Gemeinschaft von Aktivisten zu feiern und ihnen auf diese Art Danke zu sagen. Danke dafür, dass ihr es uns ermöglicht, zu leben und arbeiten, dass ihr jeden Tag größere und kleinere Veränderungen bewirkt. Nachdem das nun getan ist, hatte ich das Bedürfnis, auch mal meine persönlichen Dinge aus- und anzupacken. Denen habe ich mich bislang nie wirklich gestellt, weil ich den einen ungeschriebenen Song für die Leute da draußen schreiben wollte, den es geben muss. Damit habe ich mich schon sehr unter Druck gesetzt. Ich nehme mir jetzt mal das Recht, einfach eine ganz normale Person in einer Band zu sein, und warte mal ab, wohin mich das führt. Ohne so ein Kontrollfreak zu sein. Und dafür können die Vierziger auch da sein, die Kontrolle ein Stück weit abzugeben, haha. Sich einzugestehen, dass man überhaupt nicht so viel Kontrolle haben kann, wie man sich das bisher selbst vorgemacht hat. Und manches auch mal dem Zufall überlasst.
Was wäre das Schlimmste, das jemand über „Hit Reset“ sagen oder schreiben könnte?
Hm, das hat mich noch nie jemand gefragt. Ich sage dir das jetzt und dann schreibst du das nachher tatsächlich, haha. Aber ja, wenn jemand sagen würde, dass sich meine Stimme schrecklich anhört und ich mir noch nicht mal ansatzweise Mühe geben würde. Oder, dass kein Leben in diesem Album stecken würde. Weil es für mich wirklich wichtig ist, dass eine Aussage und Leben in den Songs steckt, und dass es da bestimmte Momente auf dem Album gibt, bei denen du denkst: „Äh, warte mal, was ist los? Wo kam denn der Song jetzt her?“ Und wenn die Leute das Gefühl haben, dass jeder Song sich gleich und leblos anhört, das würde mir wirklich nahegehen. Aber wenn jemand dieser Ansicht ist, ist das natürlich auch okay für mich. Es kommt mir ja nicht darauf, dass jeder es mag.
Um das Album noch ein wenig greifbarer zu machen, ein „Hit Reset“-Schnelldurchlauf in Schlagwörtern. Zuerst: Songwriting.
Gemeinschaftlich. Oder soll ich mehr sagen? Ein Wort ist ein Wort, oder? Haha. Ich mag dieses Nur-ein-Wort-Ding, ein großer Spaß.
Equipment.
Ganz klar: Vocal Boxes. Ich liebe meine Gesangseffektgeräte! Erst bei JULIE RUIN habe ich tatsächlich angefangen, damit zu arbeiten. Ich mag es, meine Stimme wie ein Instrument einsetzen zu können. Außerdem bin ich von niemandem abhängig und habe die volle Kontrolle über mein Instrument. Ich kann es selbst von der Bühne aus steuern. Es gibt keinen Soundmenschen, der darüber entscheidet, wie ich klinge. Allein ich entscheide.
Aufnahmen.
Spaß. Zermürbend. Aber auch komfortabel. Weil ich bin so daran gewöhnt, ein ganzes Album in zwei Tagen aufzunehmen, ohne Geld oder Aufnahmen in einem Keller. Ich habe so viele Gesangsaufnahmen in Badezimmern gemacht, um diesen natürlichen Reverbsound zu erhalten. Und auf die Toilette gestarrt. Irgendwann kam dann der Punkt, an dem ich mir gesagt habe: Ich werde nie wieder eine Kloschüssel anstarren, während ich aufnehme ... Manche Sachen für unser letztes Album habe ich in einer Duschkabine aufgenommen, aber ich habe mich extra vom Klo weggedreht, damit ich es nicht ansehen musste, haha. „Keine Toiletten“ – das könnte mein Motto sein.
Mixing und Mastering.
Oh, ich liebe es. Na ja, das Mastering überlassen wir größtenteils jemand anderem und äußern nur unsere Wünsche. Das übersteigt sonst einfach unsere Fähigkeiten. Aber Mixing ist wie Malen. Es ist eine Kunstform. Auf unserem letzten Album habe ich ein paar Songs selbst abgemischt, auf diesem allerdings nicht. Wir haben mit Eli Crews zusammengearbeitet, dem wir absolut vertrauen. Wir wollen seine künstlerische Meinung als gleichberechtigter Partner, aber wenn ich bei einem Song irgendwas Bestimmtes im Kopf habe, sorge ich schon dafür, dass es auch so umgesetzt wird. Glücklicherweise habe ich Produktionserfahrung und weiß, wie das geht. Ich weiß, wie man Instrumente voneinander trennt. Ich weiß, wie sich die Dinge entwickeln sollen, welche Effekte ich will, wie ich die an- und ausschalten kann, dass ich etwas hervorheben kann, indem ich Gitarre und Vocals zurücknehme. Im Laufe der Jahre habe ich einiges gelernt. Das ist großartig, aber es ist auch sehr luxuriös, nicht alles selbst ausarbeiten zu müssen, sondern einfach sagen zu können, was man sich vorstellt, und die Arbeit übernimmt dann jemand anderes für dich. Das ist wirklich schön. Ich hätte es natürlich auch selbst hinbekommen, aber Eli macht das schon besser, als ich das je könnte.
Gibt es irgendeine Lehre, die du für dich selbst aus „Hit Reset“ ziehen kannst?
Auf mich selbst aufzupassen. Weil es bei vielem darum gegangen ist, einige traurige Erinnerungen aus meiner Vergangenheit loszuwerden, die mich noch als Erwachsene genau daran gehindert haben. Wenn du in einem Haushalt aufwächst, in dem du dich wie ein Stück Scheiße fühlst, trägst du diese Einstellung auch in die Welt hinaus. Ich habe immer bis an den Rand der Erschöpfung gearbeitet, anderen Leuten Gefallen getan, ohne um eine Gegenleistung zu bitten, ich war nicht dazu in der Lage, um Hilfe zu bitten. „Run Fast“ fiel in die Zeit, in der ich damit begonnen habe. Und durch dieses Album fing ich damit an, „toxische“ Leute in meinem Umfeld herauszupicken und den Kontakt zu ihnen abzubrechen. Ohne Schuldgefühle. Früher hätte ich ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn ich zu jemandem gesagt hätte: „Sorry, ich kann nicht mehr mit dir befreundet sein.“ Wenn du merkst, dass jemand dich nur ausnutzt, dann fackle nicht lange. Ich verdiene ein gesundes Leben. Es klingt vielleicht so, als wäre ich ein bisschen spät dran damit, aber besser spät als nie.
Ist dieses sich vernachlässigen deiner Meinung nach ein weibliches Problem?
Auch, aber nicht nur. Für Leute aus kaputten Familien ist dieses Verhalten wahrscheinlich sogar die Norm. Auf „Run Fast“ habe ich mit „Ha ha ha“ der schädlichsten Person in meinem Leben einen eigenen Song gewidmet. Ich konnte sie einfach nicht loslassen, weil es sich so anfühlte, als könnte ich nicht weiterleben, wenn ich mich von ihr trennen würde. Und danach war es so: Stell dir vor, die Person ist nicht mehr Teil meines Lebens und mein Leben ist besser. Es ist wirklich wichtig, auf dein Bauchgefühl zu achten, und das fällt schwer, wenn du in einer kaputten Familie aufwächst. Weil du deine Interessen zurückstellst, um zu überleben. Ich versuche, diesen Eigensinn gerade wieder zu aktivieren und dabei erst gar keine ungünstigen Freundschaften mehr zustandekommen zu lassen. Bildlich gesprochen ist das so, als würde ich mein ganzes Gepäck von einer Brücke werfen und dabei zuschauen, wie es vom Strom davongetragen wird. Keine Ahnung, ob irgendjemand sich an diese Sache dranhängen kann, aber für mich war es auf jeden Fall eine sehr heilsame Angelegenheit.
Themenwechsel: JULIE RUIN sind jetzt ja auf Hardly Art, gemeinsam mit einigen jungen frischen und rotzfrech blödelnden Female-Acts wie CHASTITY BELT und TACOCAT. Was heißt das für JULIE RUIN?
Für mich fühlt sich das großartig an. Es gibt nach wie vor smarte und witzige feministische Musik und es wird immer weiter gehen, in vielen verschiedenen Teilen der Welt. Massenweise Labels da draußen haben großartige Bands. Für uns ist Hardly Art aber einfach perfekt, weil Sarah Moody, die das Label betreibt, wirklich unglaublich ist, verdammt hart arbeitet und wir einen sehr guten Draht zu ihr haben. Mit TACOCAT zusammenzukommen und als Fans von PROTOMARTYR oder CHASTITY BELT, das fühlte sich einfach so an, als würden wir genau dorthin gehören. Wir wollen keine Zurück-in-die-Neunziger-Band sein. JULIE RUIN sind nicht BIKINI KILL und auch nicht LE TIGRE. Wir wollen ein Teil davon sein, was jetzt passiert. Und wir haben nicht das Gefühl, nur weil wir schon etwas älter sind, nicht Teil dieser Gemeinschaft sein zu können. Es ist wundervoll, aber auch echt traurig: Ich habe letztens ein gegenseitiges Interview mit TACOCAT gemacht und sie haben mir von Erfahrungen erzählt, die ich selbst auch schon mal bei BIKINI KILL, LE TIGRE und manchmal sogar heute noch machen musste. Es ist einfach traurig zu sehen, dass sich zwar so viel geändert hat und wirklich viel besser geworden ist. Allein die Tatsache, dass es so viele Bands gibt, die sich selbst als feministisch bezeichnen, ist erstaunlich, die Szene ist toll. Aber dann mitzubekommen, wie man als Frau noch immer von Promotern, Soundleuten und so behandelt wird ... Sexismus ist in der Musikwelt nach wie vor sehr präsent. Es ist gut, eine in der Musikwelt schon etwas erfahrenere Frau zu sein. Dadurch konnte ich mich gut in die Lage der Jüngeren versetzen und ihnen auch hier und da mal ein paar Tipps geben, wie man da durchkommt.
Taucht das Thema in einem Song auf?
Das war alles Futter für „Mr. so and so“, da lasse ich den ganzen Frust raus, der sich in über 25 Jahren als Musikerin so aufgestaut hat. Mit diesen ganzen Typen klarzukommen. Ich habe versucht, das witzig zu verpacken, es auch für mich amüsant zu machen. Mit TACOCAT habe ich darüber gesprochen, wie das ist, wenn du keinen eigenen Tontechniker hast. In den Staaten sind das üblicherweise Männer und die behandeln dich oft so, als wüsstest du nicht, wie du dein eigenes Equipment aufbauen musst, total sexistisch. Und du kannst ihnen nicht wirklich etwas entgegensetzen, weil sie im wörtlichen Sinne die Gewalt über deine Stimme haben. Sie können deine Stimme einfach runterfahren. So weit, dass du wirklich brüllen musst und sie dir für die nächsten fünf Shows mindestens ruinierst. Also musst du ihnen mehr oder weniger in den Arsch kriechen. Das ist eine klassische Machtsituation. Ich habe inzwischen einen eigenen Tontechniker als Puffer zwischen uns und den ganzen Typen, die üblicherweise auf solchen Veranstaltungen arbeiten. Meiner Ansicht nach ist es auch total egal, wie viel Geld das kostet, selbst wenn ich das aus eigener Tasche bezahle, solange es mir guttut. Eine Person dabei zu haben, die dich respektiert und eine Menge Probleme von dir abhält. Es gab mal einen Soundtypen, der total stinkig wurde, weil ich ihm nicht verraten habe, ob ich Single bin, der hat mir dann während des Konzerts über das Mikrofon Stromschläge verpasst, indem er die Erdung getrennt hat. Eine Elektroschockbehandlung, nur weil ich nicht sagen wollte, ob ich Single oder verheiratet bin! Das sagt doch alles, oder?
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #127 August/September 2016 und Anke Kalau