Seit mehr als dreißig Jahren spielt Spencer P. Jones in vielen verschiedenen Bands, von denen THE BEASTS OF BOURBON und THE JOHNNIES außerhalb Australiens am bekanntesten sein dürften. Jahrelang war er Gitarrist für Paul Kelly, der als eine Art australischer Bob Dylan bezeichnet wird. Insgesamt hat er auf 38 Platten mitgewirkt und Hunderte von Shows absolviert. Zur Zeit spielt er fast jede Woche einen Gig in Melbourne mit seiner aktuellen Band SPENCER P. JONES AND THE ESCAPE COMITTEE. Nebenbei ist Spencer Moderator eines wöchentlich im lokalen Pure Pop Recordshop stattfindenden Rock’n’Roll-Trivia-Quiz, bei dem er den Anwesenden knifflige Fragen aus den Bereichen Rock’n’Roll und Pop stellt. Ich traf Spencer bei einem dieser Abende im Pure Pop, dessen Inhaber übrigens der Sohn von Bon Scott ist. Im Gespräch mit Spencer stellte ich fest, dass er ganz bei mir in der Nähe wohnt, und so lud ich ihn ein, um am bekannten „Blind Date“-Spielchen teilzunehmen, anstatt ihn zu seinen ehemaligen Bands auszuquetschen.
THE GUN CLUB „Sex beat“
Oh, das ist einfach. Als THE GUN CLUB 1983 in Australien getourt haben, war ich deren Gitarrist. Wir eröffneten jedes Mal mit „Love supreme“ und spielten dann als nächstes „Sex beat“. Es ging also von diesem hypnotischen Sound über zu einem Rock-Sound. Ungefähr vor zwei Jahren nahm ich den Song mit Rowland S. Howard, Mick Harvey, Peter Jones und Adalita von MAGIC DIRT auf und er wurde verwendet für den Soundtrack zu dem australischen Film „Suburban Mayhem“.
SCREWTOP DETONATORS „See you cryin’“
Ist das HOSS oder ist das GOD?
Nein, das ist eine aktuelle Band aus Melbourne, mit denen du neulich zusammen gespielt hast.
Klingt gut, aber ich komme nicht drauf. Ich hab auf jeden Fall keine CD von denen.
SHOTGUN RATIONALE „Buddhists on fire“
Sonny Vincent, das ist vom „Roller Coaster“-Album. Lustig, dass du das spielst. Ich habe ihn kennen gelernt durch einen gemeinsamen Freund, Brian Ritchie von den VIOLENT FEMMES, denn der wohnt jetzt in Australien. Sonny Vincent suchte nach einem Gitarristen für eine Europatour: Erst hatte er Bob Stinson von den REPLACEMENTS, der dann aber kurz vorher verstorben ist, dann war Cheetah Chrome im Gespräch, der bekam dann aber seinen Royalties-Scheck von GUNS N’ROSES und hatte dann kein Interesse mehr. Brian Ritchie hat ihm dann von mir erzählt und so bekam ich eines Tages mitten in der Nacht einen Anruf von Sonny Vincent. Das war 1995. Er fragte mich, ob ich Interesse hätte, seine Songs zu lernen und mit ihm in Europa zu touren. Er schickte mir seine CDs, das waren ungefähr 60 Songs, ich machte da einen Crash-Kurs. Er schickte mir ein Flugticket und einen groben Tourplan. Wir haben dann in Arnheim ein paar Tage zuvor zusammen geprobt. Am Ende der Tour waren wir jedenfalls richtig gut. Er wollte auch in Australien touren, aber daraus ist nichts geworden.
Richard Hell „Going going gone“
Das ist Richard Hell, wie er einen Bob Dylan-Song covert. Früher, als ich noch in Neuseeland gelebt habe, habe ich nicht besonders viel englische Musik gehört. Ich fand damals Sachen wie NEW YORK DOLLS und Richard Hell cool. Für mich war er die Verkörperung eines coolen Rock’n’Roll-Typen. Er war in meinen Lieblingsbands TELEVISION und HEARTBREAKERS. In Neuseeland gab es damals keine Punkbands, erst als ich 1978 auf Urlaub nach Neuseeland zurückkam, waren THE SCAVENGERS auf einmal im Fernsehen. Neuseeland hatte auf einmal eine Punkband.
SPLIT ENZ „I got you“
Ich habe gerade überlegt, welche Bands ich damals in Neuseeland gesehen habe. Ich habe diese Band 1972 an der Universität in Auckland live gesehen, ich war 16 oder 17. Sie waren damals eine witzige Band mit Make-up und Kostümen und so. Sie waren anfangs wie eine Progrock-Band, aber dann wurde daraus eine Popgroup. Ja, ich mag dieses Stück, aber das läuft hier ja ständig, das war ein Nummer-eins-Hit.
Warren Zevon „Werewolfes of London“
Warren Zevon. Ich mag sein erstes Album, ich finde es richtig cool. Meine erste Band 1978 war eine Country-Band namens GUNSLINGER, und meine allererste Aufnahme war ein Warren Zevon-Cover mit dieser Band.
THE LEGENDARY STARDUST COWBOY „Relaxation“
Ich komme nicht drauf. Das ist THE LEGENDARY STARDUST COWBOY? Das ist ja schon lange her. Von welcher Platte ist das? Er tourte hier, glaube ich, 1984. Kid Congo und Patricia Morrison von THE GUN CLUB waren in seiner Backing-Band für eine Skandinavientour. Hier in Melbourne waren die CORPSE GRINDERS seine Backing-Band. In Sydney waren es James Baker am Schlagzeug, ich an der Gitarre, Tex Perkins am Bass und Stu Spasm. Er ist kurz im BEASTS OF BOURBON-Videoclip zu „Psycho“ zu sehen.
THE NERVES „Hanging on the telephone“
THE NERVES, ich liebe diese Band. Jack Lees erste Soloplatte hieß „Greatest Hits“. Paul Collins arbeitet in einer Bar in Madrid. Meine Frau ist Spanierin und kennt ihn. Er ist auch mit einer Spanierin verheiratet.
Charles Jenkins „Who killed Moby Grape?“
Das erinnert mich an den Song „Big Joe and the Phantom 309“. Tom Waits hat das mal gecovert. Wer ist das?
Er spielt oft hier im Pure Pop Backyard. Du hast auch schon häufiger mit ihm zusammengespielt.
Das ist Charles Jenkins? Ja, ich mag seine Sachen, ich kenne ihn seit Jahren, ach ja, ich habe auf einer seiner CDs Gitarre gespielt, als er noch bei den ICECREAM HANDS war.
BEASTS OF BOURBON „Thanks“
Ich habe das Stück geschrieben, als gerade der Hurricane Katrina über die USA hinwegzog. Ich war zu der Zeit in Paris. Es ist ironisch gemeint. Das Stück ist erst auf einer Spencer P. Jones-Platte erschienen, bevor es auf der Platte „Little Animals“ der BEASTS OF BOURBON rauskam. Tex Perkins fand es so gut, dass es noch mal veröffentlicht worden ist. Wir spielen diesen Song auch mit THE ESCAPE COMITTEE, ebenso „New day of the dead“.
Ich bedankte mich bei Spencer und lieh ihm noch meinen Regenschirm für den Rückweg. Vor kurzem ist auf dem französischen Label Beast Records die SPENCER P. JONES AND THE ESCAPE COMITTEE-CD „Hang On ... Hang On ... Live From Melbourne“ erschienen, zur Zeit nimmt er gerade Songs auf für eine Platte mit dem Titel „Sobering Thoughts“, die auf dem spanischen Label Bang Records erscheinen soll.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #87 Dezember 2009/Januar 2010 und Matt Henrichmann